Der Herr Jakob – Wir schaffen das

herrjakob_klHerr Jakob sitzt wieder an seinem Fenster, am geschlossenen Fenster, denn es ist ziemlich kalt draußen. Aber er sieht ja auch durch die Scheiben, was sich in seiner Straße tut.
Am Fensterbrett steht eine große Tasse Milchkaffee, eine Packung Kekse hat er auch bereit gelegt und die Zeitung, die ihm Mohamed gebracht hat, liegt ebenfalls bereit. Darin schmöckert er noch ein wenig, wenn sich draußen grad nichts tut.
Wenn jemand mit dem Herrn Jakob plaudern möchte, dann klopft er einfach an die Scheibe. So macht das die Frau Anna aus dem 3. Stock heute.
“ich zieh um, Herr Jakob” ohne zu grüßen sprudelt es aus der Frau Anna heraus.
Dazu muss man wissen, dass die Frau Anna im 3. Stock wohnt und das Haus keinen Lift hat. Frau Anna ist schon eine etwas betagte Dame und das Stiegen steigen fällt ihr von Tag zu Tag schwerer.
Sie hat sich schon vor Jahren bei der Gemeinde um eine seniorengerechte Wohnung angemeldet und jetzt ist der Bescheid gekommen, dass sie dort einziehen kann.
Ganz aufgeregt ist die Frau Anna und der Herr Jakob freut sich mit ihr.
Obwohl er auch ein wenig traurig ist, denn immer mehr Leute, die er lieb gewonnen hat und die zu ihm zum Plaudern kommen, verschwinden aus der Straße.
Entweder sie sterben, wie der Herr Dorner oder sie ziehen weg.
Das Geschäft von den Dorners steht immer noch leer, die Frau Dorner kann es allein nicht weiter führen und bis jetzt hat sich noch niemand gefunden der es haben hätte wollen.
Alle Leute laufen jetzt in den Supermarkt an der Ecke um ihr Obst und Gemüse zu holen.

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Frau Huber und das Internet

frauhuber1Wie ihr sicher wisst, hat Frau Huber kein Internet, es ist also nichts mit schnell mal ein Mail schreiben.
Und sie wehrt sich auch mit Händen und Füßen dagegen, sich einen Laptop zuzulegen.
Dabei ist sie eine absolut kluge Frau und ich bin mir sicher, sie würde die Handhabung eines PCs im Handumdrehen erlernen.
Auch sieht sie noch recht gut,  ja klar, sie hat eine Lesebrille, aber die haben ja auch viel jüngere Leute.
Ihre Tochter redet mit Engelszungen auf sie ein, sie würde ihr auch einen Laptop kaufen und sie erzählt ihr immer, dass sie dann doch mit ihren Enkelmädchen schneller in Kontakt sein könnte.

Doch die Frau Huber meint dann nur, dass sie mit der Laura und der Lucie ja ohnehin jeden Tag telefoniert.
Die Laura und die Lucie beknien ihre Oma jetzt auch schon, dass sie sich endlich Internet zulegen soll.
Die Frau Huber schüttelt aber nur verneinend den Kopf, sie will sich mit der modernen Technik nicht mehr auseinander setzen, sagt sie und hat insgeheim Angst, dass sie sich dumm anstellen könnte, wenn man ihr dazu was erklärt.

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Frau Huber und die schwarz-weißen Schuhe

frauhuber1Letztes Wochenende waren Laura und Lucie, die beiden Enkelmädchen der Frau Huber zu Besuch.
Frau Huber hat Palatschinken gemacht, die essen die beiden Mädchen ja so gerne und die Linda, ihre Mama, kocht sie nicht so besonders oft.
Vorher gabs eine Kartoffelsuppe, das war bei Frau Huber daheim, im Elternhaus schon so und später wollte der Leo das auch so, eine gute Suppe und danach was Süßes.
Nach dem Essen haben die Mädels mit der kleinen Mimi gespielt bis Laura zur Oma meinte, sie könnte ihnen doch eine Geschichte erzählen, etwas das sie erlebt hat, als sie jung war.
Schon oft hat die Frau Huber ihren Enkelinnen kleine Erlebnisse aus ihrer Kindheit erzählt und das gefiel den Kindern immer besonders gut an den Besuchen bei der Großmutter.
Frau Huber kramte nun also in ihren Erinnerungen, da fragt Lucie:”Oma, warst du auch einmal verliebt?”
Ja klar war die Frau Huber auch mal verliebt, aber nicht so oft. Sie war ja eine sehr hübsche junge Frau, besser gesagt ein sehr hübsches junges Mädchen und es hat sicher einige junge Männer gegeben die der Lintschi ein bisserl den Hof gemacht haben. Aber die Eltern waren streng und hätten es nicht geduldet, wenn sich ihre Tochter mit jungen Männern abgegeben hätte.
“Den Hof machen” – über den Ausdruck müssen die beiden Mädchen sehr lachen, das sagt heute kein Mensch mehr.
Ja und da gab es einen jungen Mann, den Robert, der ging in die  Schule nebenan.

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Wie jung muss man sein ?

14aKomischer Titel, ja ?

Na ihr werdet gleich lachen, wenn ich euch erzähle, was mir passiert ist.

Es ist schon etwas länger her, da sitze ich in “meinem” Bus und klicke auf meinem Smartphone herum.
Ich lese ein wenig Zeitung drauf, schau ins Forum und in mein Blog, such nach dem heutigen TV-Programm ect.

Irgendwie merke ich gar nicht, dass sich eine Frau neben mich setzt, bis sie mich anspricht:”hearns, sie san doch gar nimmer so jung” Mich reisst es – ja, und ? frag ich.

Klar bin ich nicht mehr so jung, aber so wirklich alt schau ich auch noch nicht aus.
Es wird mir zumindest immer bestätigt, das man mir mein Alter nicht ansieht.
Während ich noch so denke redet die Frau neben mir weiter:
“Na so a Händy is doch nur was für die Jungen, doch net für so alte Leit wia mia”

Da musste ich schon schlucken ……
Die Frau war mindestens um 10 Jahre älter als ich.
Mir hats wirklich die Rede verschlagen und das kommt nicht so wirklich oft vor.

Wobei es sich die Frage stellt, ist ein Smartphone wirklich nur für junge Leute ?
Ich seh immer mehr Leute in meinem Alter und auch älter, die sehr wohl mit Tablet und Smartphone umgehen können und nicht nur um zu telefonieren.
Ich wüsste nicht was ich täte, wenn ich kein Smartphone hätte.
Es gehört inzwischen zu den drei Dingen, die ich immer bei mir haben muss, wenn ich das Haus verlasse.

Fragezeichen1
Was meint ihr dazu ?
Wie jung muss man sein um ein Smartphone zu haben ? :)

Wie bekommt man den Geruch aus der Nase ?

bus150.150Momentan fahre ich ja nicht mehr ganz so häufig wie früher  mit dem Bus oder der Bahn, aber Dank Jahreskarte sicher oft genug um kuriose oder auch nette Dinge in den Öffis zu erleben.
Ja natürlich erlebe ich auch nette Dinge – nicht dass jemand denkt, die Wiener Öffis wären ein Kuriositätenkabinett.
Aber dazu mehr beim nächsten Mal.

Gestern Mittag beim Heimfahren, der Bus war einigermaßen besetzt, aber nicht übervoll und ich ergattere meinen Lieblingsplatz – ja so plemplem bin ich wirklich schon, dass ich mich freu, wenn ich auf meinem Einzelsitz Platz nehmen kann. Es gibt leider Mitmenschen , die machen sich extrem breit, wenn sie auf einem Doppelplatz sitzen. Da hängt dann eine Pobacke meinerseits vom Sitz runter. Nicht wirklich angenehm, aber immer noch besser als stehen.

Nach drei Stationen steigt ein sehr voluminöser Mann ein, er schnaufte echt arg, vermutlich ist er gelaufen, um den Bus noch zu erreichen.
Dieser Mann  stellte sich genau neben mich, nach 2 Min hab ich gedacht, ich fall jeden Moment  in Ohnmacht.
Der Mann hat dermaßen gestunken, das war unbeschreiblich.
Ich kann den Geruch gar nicht beschreiben – altes Gewand, wobei das eigentlich sauber aussah, käsige Füße, Schweiß, tagelang nicht gewaschen  – alles war dabei.
Ich hab wirklich und ernsthaft  überlegt, meinen Lieblingsplatz im Autobus zu verlassen und auszusteigen, weil ich Angst hatte, ich muss mich übergeben.
Gottseidank ist der Mann nach 2 Stationen ausgestiegen und ein Raunen ging durch den Bus, offenbar haben auch noch andere Leute die Luft anhalten müssen.
Ich glaube ich hätte das keine Sekunde länger ausgehalten.
Wie kann man so stinken und es selbst nicht merken ?

Blöd war jetzt nur, ich hab den Gestank nicht aus der Nase bekommen …..
Was macht man da nur ?

Frau Huber holt ihre goldene Uhr

frauhuber1Ja eigentlich ist es ja nicht ihre goldene Uhr, sondern die von ihrem verstorbenen Mann Leo.
Aber sie hat die Uhr geerbt und nun ist es doch irgendwie ihre.
Da diese goldene Taschenuhr stehen geblieben ist und sie die Uhr nicht mehr aufziehen hat können, hat sie sie zu einem alten Uhrmacher gebracht, der sie hoffentlich wieder zu Laufen bringt.
Er hat sich eine Woche Zeit erbeten und nun war die Frau Huber auf dem Weg in den kleinen, fast unscheinbar wirkenden Laden und dem alten Herrn, der die Lupe sicher wieder im Auge haben wird.
Es hatte geschneit und der Gehsteig war etwas rutschig und die Frau Huber hat schon zu Hause überlegt ob es wirklich sein muss, dass sie heute dahin geht.
Aber die Neugierde hat überwogen, sie wollte unbedingt wissen ob die Uhr nun gerichtet ist.
Der alte Uhrmacher hatte seinen Laden schon abgesperrt, weil an dem Tag keine Kundschaft vorbei gekommen ist, aber er war im Geschäft und hatte auch das Licht aufgedreht.
Die Frau Huber wollte die Tür öffnen, aber das ging nicht, also klopfte sie an die Scheibe und der Uhrmacher erhob sich etwas schwerfällig aus seinem großen Sessel und kam an die Tür.
Als er die Frau Huber erkannte, ging ein breites Lächeln über sein Gesicht. Er drehte aber nochmal um, um den Schlüsselbund zum Öffnen zu holen und bat dann die Frau Huber schnell herein, damit sie sich aufwärmen konnte.
Es schneite noch immer und es war wirklich sehr kalt.
Er hatte sich einen Pfefferminztee gemacht und bot der Frau Huber auch eine Tasse an, die sie nur zu gern annahm.
Dazu durfte sie sich an seinen Arbeitstisch setzen und der Mann holte aus der Lade die goldene Uhr vom Leo heraus.
Stolz zeigt er, dass der Sekundenzeiger sich nun wieder bewegt und die sichtbaren Rädchen der Uhr sich wieder drehen. Er hat offenbar gute Arbeit geleistet.
Jetzt war es an der Frau Huber zu strahlen. Die Uhr vom Leo funktioniert wieder.
Der Uhrmacher hat das gute Stück in eine neue kleine Holzschachtel gepackt, die er der Frau Huber nun in die Hand drückt und sie dabei mehr als freundlich anlächelt.
“Was bin ich denn schuldig, für die gute Arbeit” fragt die Frau Huber.
Fast war es dem Uhrmacher peinlich, er wehrt ab, “Ach wissen sie das war ja nur eine Kleinigkeit, ich weiß gar nicht, was ich da nehmen soll”  – “Na das geht aber gar nicht, gute Arbeit muss auch belohnt werden” da ist die Frau Huber ganz streng.
“Gut, dann gebens mir was sie meinen” – jetzt war der Ball bei der Frau Huber, die keine Ahnung hatte, was Uhrmacherarbeit wert sein könnte.
Sie zückt aber schnell ihre Geldbörse und nimmt einen 50 Euro Schein heraus.
Der alte Uhrmacher bekommt einen roten Kopf und wehrt bescheiden ab – “Das ist viel zu viel”.
“Na nun nehmen sies schon, mir ist es das wert. Ich bin so froh und glücklich, dass die Uhr wieder funktioniert.”
“Aber dann müssen sie ab und zu auf einen Tee zu mir kommen” freut sich der Uhrmacher.
Ja, so eine Einladung nimmt die Frau Huber wirklich von Herzen gerne an.
Ein wenig plaudern die Beiden noch über dies und das.
Aber jetzt muss die Lintschi leider gehen. Mit einem festen Händedruck verabschiedet sie sich, steckt die Taschenuhr vom Leo mitsamt der neuen Schachtel in ihre Handtasche und macht sich auf den Weg nach Hause.
Vor dem Laden fällt ihr ein, dass sie nicht mal weiß wie der Uhrmacher eigentlich heißt.
Sie schaut sich um und findet über der Eingangstür ein verwittertes Schild:
Uhrmacher Friedrich Haller & Sohn….
Ihre Gedanken schweifen während dem Heimweg zu dem Herrn Haller und sie überlegt, warum der alte Herr da so allein in seinem Geschäft sitzt, wenn es doch Haller & Sohn heißt.

Mal sehen, ob sie das beim nächsten Tässchen Tee heraus finden wird.

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

Frau Huber und die Webers

frauhuber1Die Wohnung neben der Frau Huber ist leer geworden.
Die Leute mit dem nervigen Sohn, der immer so laute Musik gemacht hat sind weg gezogen.
Böse war keine Partei im Haus, die Leute waren wirklich nicht sehr beliebt.

Anfang Dezember ist dann die Familie Weber eingezogen.
Ein sehr nettes Ehepaar, das sich auch freundlich bei den nächsten Nachbarn vorgestellt hat.
Die Webers, wie sie die Frau Huber nennt, sind nahe am Pensionsalter.
Die Frau Grete Weber ist 58 Jahre alt, der Herr Karl Weber 63 Jahre und beide freuen sich, dass sie in 2 Jahren pensioniert werden.
Sie haben auch 3 Kinder, die natürlich ihr eigenes Leben führen, aber die Eltern ab und zu besuchen kommen.

Zwei Töchter mit je einem Enkelkind und einen Sohn.
Die Frau Huber war fast außer sich vor Freude, dass sie nun so nette Nachbarn bekommt.
Nun hat der Lärm von nebenan ein Ende.

Die Familie Weber sind  ruhige Leute und selbst froh, wenn sie  nicht mit lautem Krach belästigt werden.
Das einzige, das Frau Huber ein klitzekleines Bisschen ärgert, ist die Neugierde der Frau Weber.
Immer wenn man sie im Stiegenhaus oder beim Lift trifft, will sie genau informiert werden, was im Haus so los gewesen ist.
Und sie interessiert sich  für alle Leute. Egal ob die über oder unter ihr wohnen.
Vielleicht gibt sich das ja wieder, wenn sie länger hier wohnt und die Leute näher kennt.
Dabei ist das heute gar nicht mehr so üblich, dass man seine Nachbarn besser kennt, man wohnt meist doch recht anonym, vor allem wenn man in einer Großstadtwohnung lebt.
Die Frau Huber will keine Tratscherei im Haus und hält sich deswegen sehr bedeckt mit ihren Informationen.
Aber manchmal rutscht ihr halt doch das eine oder andere heraus.

Zum Einzug hat die Frau Huber den neuen Nachbarn ein Körbchen mit Brot und Salz geschenkt.
Das soll Glück im neuen ZU Hause bringen.
Die Familie Weber hat das gefreut und die Lintschi auch gleich zum Kaffee eingeladen.
Also dann auf gute Nachbarschaft !

Kennt ihr eigentlich eure Nachbarn ?
Wisst ihr über deren Familiensituation Bescheid und wäre es euch recht, wenn eure Nachbarn eure Nähe suchen ?

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

Ihre Fahrausweise, bitte….

busKontrollorgane in den öffentlichen Verkehrsmittel nennt man in Wien auch Schwarzkappler.
Früher mal, mussten diese Kontrollore  Uniformen tragen, mit schwarzen Kappen und man hat sie schon von Weitem erkannt und wenn wer ohne Fahrschein unterwegs war, hat der sicher auch gleich das Weite gesucht. Daher verkehren die *Schwarzkappler* jetzt in Zivil.

Also, ich fahr, wie immer, mit dem Bus, sitzt mir gegenüber ein junger Mann und neben mir eine ältere Dame.
Die Dame kramt wie wild in ihrer Tasche, nimmt Geldbörse und Schlüsselbund heraus, schüttelt die Tasche, zieht ein Taschentuch raus und steckt es verschämt, weil benutzt, in die Manteltasche, schüttelt die Tasche nochmal und dann den Kopf, seufzt und kramt weiter in ihrer Tasche.
Offenbar sucht sie etwas und findet es nicht. Langsam wird es ihr zu blöd und sie leert die Tasche auf dem Sitz neben dem jungen Mann einfach aus. Der schaut ziemlich verdutzt, sagt aber kein Wort.
Dann hat die Frau einen Geistesblitz und öffnet ihre Geldtasche und ist sichtlich erfreut, denn sie hat das Objekt ihrer Begierde gefunden – den Fahrschein.

Der junge Mann, vis a vis von mir lächelt ihr nun sehr freundlich zu, greift in seine Brusttasche und nimmt seine Dienstmarke heraus – *Ihre Fahrausweise bitte*
Die Dame neben mir ist so erleichtert, dass sie ihren Fahrschein vorzeigen kann, dass sie fast vergisst ihren Kram, den sie auf den Nebensitz gekippt hat, wieder einzuräumen.

Alle umstehenden und umsitzenden Leute lächeln plötzlich freundlich, was ja sonst in Anbetracht eines Schwarzkapplers eher nicht so üblich ist. Man freut sich einfach mit der alten Dame mit.

Der Schwarzkappler, Verzeihung – der Kontrollor,  hätte ja schon früher seine Marke zücken können und damit die Frau in eine arge Bedrängnis bringen können.
Also ich finde, dass das mal eine nette Geste war.

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

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