Plauderei im Cafe- Medium Internet

geplauderJeden Tag, so gegen 1/2 10 kommt der Postbote ins kleine Cafe.
Manchmal hat er ein paar Briefe für den Besitzer, sind meistens Rechnungen, dabei.
Aber er kommt auch, wenn er keine Post fürs Cafe hat. Dann trinkt er eine koffeinfreie Melange und wenn vom Tag zuvor ein Kipferl übrig ist, dann nimmt er das auch. Frisches Gebäck darf er nicht essen, er hats ein wenig mit dem Magen. Deswegen auch der koffeinfreie Kaffee.

Der Briefträger heißt Thomas und alle Serviererinnen kennen ihn seit Jahren und sagen Tom zu ihm.
Tom ist an die 50 Jahre und hat sein Berufsleben bei der Post verbracht.
Früher, daran kann er sich noch gut erinnern, hat er nur eine Tasche gebraucht für die Post in der Straße, aber heute muss er mit einem riesigen Wagen herum kurven.
Vor allem die Werbezustellungen werden immer mehr. Briefe gibts natürlich auch noch immer viele, aber meist ist das Geschäftspost, weil privat mailen die Leute ja heutzutage viel mehr, als dass sie sich Briefe schreiben.
Der Tom fragt heute die kleine Serviererin, die grad Dienst hat, ob sie lieber Briefe schreibt oder Mails.
Die lacht und sagt, dass sie natürlich lieber mailt, weil das geht ja viel schneller.


Da mischt sich wieder mal die geschwätzige Frau Winter ein, die das gar nicht verstehen kann, weil sie hat kein Mail, auch kein Internet, wie sie sagt.
“Na ja kannst ja kein Mail haben, Winterin, wennst kein Internet hast”, sagt der Tom lachend.
Er kennt die Frau Winter auch schon viele Jahre und daher duzt er sie.
“Mal ganz ehrlich, Leute, wer braucht denn sowas wie das Internet wirklich ? Vielleicht die Geschäftsleute, aber wir Alten, wir brauchen das nimmer, wir sind ohne den Schmarren groß geworden und ich sags euch, ich werd auch ohne dem sterben” echauffiert sich die Frau Winter lautstark.
Die anderen Gäste im Cafe schauen ein wenig irritiert, weil bisher war es sehr ruhig hier, bis auf die leise Musik hat man nur Gemurmel gehört.
Aber das Thema scheint einige zu beschäftigen, denn ein älterer Herr, der bisher nur Zeitung gelesen hat, antwortet fast genau so laut:” Gute Frau, man muss mit der Zeit gehen, das Internet gehört jetzt so dazu wie Radio und Fernsehen. Oder habens auch keinen Fernseher ?”
“Klar hab ich einen Fernseher, was tät ich denn sonst jeden Abend, wenn ich allein in meiner Wohnung sitz.
Aber Fernsehen ist schon was anderes als Internet, oder ?”
“Wieso ist das was anderes ?” fragt jetzt der Tom
“Ist genauso ein Medium. Ich verstehs auch nicht, warum man sich da so quer stellen kann.”
Der ältere Herr meint dann nur noch lakonisch: “Weil man am Computer was lernen muss und nicht nur aufs Knöpferl drückt und berieselt wird. Da sind manche Leute halt nicht dazu in der Lage”, dann verschwindet er wieder hinter seiner Zeitung.
Die Frau Winter schnaubt:”Meint der mich ? Meint der ich bin zu dumm fürs Internet und nicht in der Lage was zu lernen ? Also das ist eine Frechheit”.
Sie stellt schnell ihr Glas Wasser auf den Tisch, setzt ihren Hut auf und verlässt wutschnaubend das Cafe.
“Konsumiert die auch mal was anders als das Glasl Wasser ?” fragt der Tom und kann sich das Lachen kaum verbeißen. “Ja manchmal trinkts auch einen Tee – Wasser mit Farbe und Zitrone” antwortet die kleine Serviererin und lacht mit.
“Ich glaub die Frau Winter geht  jetzt das Internet suchen” – mit dem Spruch verschwindet auch der Tom grinsend, weil er hat noch viel Post in seinem Wagen.

Ob die Frau Winter das Internet finden wird ?

Urheberrechte/© Andrea Voss

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert