Frau Huber und die Rose vor der Tür

Frau Huber setzt sich an den Küchentisch, ein paar Sonnenstrahlen fallen auf den Tisch und entlocken der alten Frau ein Lächeln.
Nach der Morgentoilette braucht sie ein Häferl Kaffee, das sit noch nicht ihr Frühstück, das kommt erst später. Dafür richtet sie sich dann ein Butterbrot, manchmal mit Marmelade, oder mit Honig und manchmal auch mit Schnittlauch und Salz.

Dabei fällt ihr Blick auf den Kalender, 14. Februar – da war doch irgendwas. Sie denkt scharf nach, aber es fällt ihr nicht gleich ein, nur dass dieser Tag irgendwas bedeutet.
Nach ein paar Minuten hat sie den 14. Februar wieder vergessen und geht zur Wohnungstür um sich die Zeitung zu holen, die ihr der freundliche, junge Nachbar jeden Tag, auf die Türmatte legt.
Über der Zeitung liegt heute eine gelbe Rose, mit einem grünen Bastbändchen hängt daran ein rotes Herz auf dem steht:
“Alles Gute zum Valentinstag!

Da fällt es der Frau Huber wieder ein, heute am 14. Februar ist Valentinstag.
Und sie freut sich sehr, dass da irgendjemand, vielleicht ohnehin der freundliche junge Mann, der seit einiger Zeit nebenan wohnt, hat ihr diese gelbe Rose zur Zeitung gelegt.
Aus ihrem Abstellraum holt die Frau Huber eine schmale Vase und stellt die Rose damit auf ihren Küchentisch.

Ihre Gedanken schweifen in die Vergangenheit, als ihr Mann, der Leo noch gelebt hat. Der hat ihr ein paar Mal im Jahr Blumen geschenkt, zum Geburtstag, zum Muttertag, zum Hochzeitstag und ein paar Mal hat er ihr auch nur eine einzelne Rose mit gebracht, die hat sie mehr gefreut als die großen Blumensträuße. Das hat sie dem Leo aber nie gesagt, der war immer der Meinung, dass sie auch mit einem opulenten Strauß eine Freude hatte.
Aus der Zeit stammt auch noch die schmale Vase, in die sie heute die gelbe Rose gestellt hat.
Zum Valentinstag hat er ihr aber nie Blumen mit gebracht. Das ist nur Geldschneiderei, waren seine Worte und da würde er nicht mit machen.

Jetzt fragt sie sich aber doch, von wem die Rose ist, aber der Nachbar ist nicht zu Hause, das sieht sie schon daran, dass vor seiner Tür die Hausschuhe stehen, also kann sie ihn nicht fragen.
Sie nimmt sich vor, heute ein paar Muffins, diese neumodischen kleinen Kuchen, zu backen und ihm zwei davon vor die Tür zu legen.
Wenn die Rose doch nicht von ihm war, wars auch egal, dann hat er halt etwas worüber er sich freuen kann.
Und jetzt freut sich die Frau Huber einfach so, dass jemand an sie gedacht hat, am Valentinstag !

Herr Jakob und der Blumenladen

herrjakob_klIn der Straße, in der der Herr Jakob wohnt sind einige Geschäfte, eine Bäckerei mit einem kleinen Cafe, ein Blumenladen, ein Obst- und Gemüsegeschäft, ein Friseur und auch ein Supermarkt, vorne an der Ecke.
Wenn der Herr Jakob am Fenster sitzt, dann sieht er besonders gut zur Bäckerei und zum Blumenladen.
Das Obst-und Gemüsegeschäft wird es vielleicht nicht mehr lange geben, weil viele Leute kaufen gleich alles im Supermarkt ein. Das tut dem Herrn Jakob sehr leid, denn das Ehepaar, das das Gemüsegeschäft schon viele Jahre betreibt, leidet darunter sehr.
Erst vor ein paar Tagen haben die beiden seufzend erwähnt, dass sie vermutlich bald zusperren müssen.
Dabei haben die das Geschäft schon 25 Jahre in dieser Straße.
Das Blumengeschäft dagegen floriert, die haben grad erst eine neue Floristin eingestellt und auch ein Lehrmädchen.
Die neue Floristin ist eine sehr hübsche junge Frau, vielleicht 35 Jahre alt, schlank, mit langen dunklen Haaren, die sie immer zu einem Zopf gebunden hat.
Die geht jeden Tag am Fenster vom Herrn Jakob vorbei, aber sie hat noch nie mit ihm gesprochen, nicht einmal gegrüßt hat sie ihn bis jetzt.

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