Frau Huber im Park


Wie jeden Tag, macht sich Frau Huber am Nachmittag fertig für ihren Spaziergang.
Meist führt ihr Weg in den nahe gelegenen Park.
Manchmal setzt sie sich, bei schönem Wetter auf einer der Bänke und beobachtet die Leute die vorbei gehen oder auf einer der anderen Bänke sitzen.

Da ist das Pärchen, so um die 70 Jahre, immer Hand in Hand gehend.
Und der alte Mann, der schon am Stock geht, aber anscheinend die tägliche Bewegung braucht.
Nebenan ist ein Kinderspielplatz, von dort hört man das Schreien und Kreischen der Kinder, das wird der Frau Huber manchmal fast zu viel, dann geht sie ein Stück weiter.
Unter einem großen Baum stehen zwei Bänke, die sind nur leider fast immer besetzt, weil es dort sehr geschützt ist, im Sommer vor allem vor der Hitze und im Herbst kann man dort sogar sitzen bleiben, auch wenn es leicht regnen sollte.

Seit ein paar Tagen sitzt ein kleines Mädchen, mutterseelenallein auf einem der Bankerl.
Die Frau Huber wundert sich ehrlich, weil das Kind immer an der selben Stelle sitzt und weit und breit keine Mutter oder Vater zu sehen ist.
Sie überlegt ob sie das Mäderl ansprechen soll, lässt es dann aber sein, denn manche Eltern sehen es gar nicht gerne, wenn man ihr Kind anspricht.
Am dritten Tag aber ist es der Frau Huber zu dumm und sie setzt sich ans andere Ende der Bank und nimmt eine bunte Illustrierte aus der Tasche und tut so, als ob sie darin lesen würde.
Das Kind beäugt sie neugierig.
Langsam rutscht die Kleine immer näher an die Frau Huber heran.
Frau Huber lächelt das Mädchen freundlich an, das Mädchen lächelt zurück und kommt jetzt ganz nahe um einen Blick in die bunte Zeitschrift zu werfen.

*Magst die Zeitung anschauen?*
Frau Huber hält ihr die Zeitschrift hin, aber die kleine schüttelt nur den Kopf und rutscht wieder ans andere Ende der Bank.
*Was für ein eigenartiges Kind* denkt die Frau Huber und lächelt die kleine wieder freundlich an.
*Wie heißt du denn ?*
Mit zusammengepressten Lippen sagt das Mädchen *Maja*
*Was für ein schöner Name*
Irgendwie fällt der Frau Huber das Lied von der Biene Maja ein.
*Bist du allein hier im Park ?*
Die Kleine nickt nur.
*Warum bist du denn nicht am Spielplatz?*
*Da darf ich nicht hin* flüstert Maja.
*Warum denn nicht ?*
*Mama erlaubt es nicht* jetzt spricht die Kleine schon etwas lauter.
*Und wo ist deine Mama ?*
*Die arbeitet bis 4 Uhr und ich muss hier sitzen bleiben und auf sie warten*
Frau Huber seufzt, armes Mädchen fährt es ihr durch den Kopf.
So ganz nebenbei schaut die Frau Huber kurz auf ihre Armbanduhr und sieht dass es 16.15 ist.
Und da biegt auch schon eine junge Frau um die Ecke und Maja springt freudig auf und läuft ihr entgegen.

Misstrauisch schaut die junge Frau die Frau Huber an, nimmt ihr Kind an die Hand und verschwindet.

Zu gern hätte Frau Huber sie gefragt, ob sie denn keine Betreuung für ihr Kind hat.
Denn in den Augen der Frau Huber, kann es doch nicht sein, dass ein kleines Kind, das Mädchen ist vermutlich 6 oder 7 Jahre alt, jeden Tag auf einer Bank im Park warten muss, bis ihre Mama aufhört zu arbeiten.

Nachdenklich macht sie sich auf den Weg nach Hause.
Und denkt darüber nach wie gut es eigentlich ihrer Tochter Laura gegangen ist, die nie allein warten musste bis ihre Mama sie von irgendwo abgeholt hat.

Irgendwie lässt der Vorfall der Frau Huber keine Ruhe und sie beschließt auch am nächsten Tag zu der Bank im Park zu gehen und nach dem Mädchen zu sehen.

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