Frau Huber und der neue Pelz

Es gibt mal wieder eine neue Geschichte von unserer Frau Huber.
Leider beginnt sie ein wenig traurig, denn vor ein paar Wochen ist die Schwester der Frau Huber gestorben.
Der Kontakt war in der letzten Zeit nicht mehr so innig, trotzdem war Frau Huber traurig, sie hat sich früher, als sie noch junge Mädchen waren, sehr gut mit dieser Schwester verstanden.
Die lange Krankheit der Poldi hat es dann mit sich gebracht, dass die beiden nicht mehr so viel Zeit füreinander gehabt haben.
Das Begräbnis war an einem dieser herrlich schönen Herbsttage und hat so gar nicht zur traurigen Stimmung gepasst.
Die Poldi hat zwei Kinder und die sind nun dabei das letzte Hab und Gut ihrer Mutter zu verteilen oder zu entsorgen.
Der Neffe Christian von Frau Huber hat angerufen und seinen Besuch bei der Tante Lintschi angesagt.
Die Frau Huber hat einen Apfelkuchen gebacken und Kaffee vorbereitet, mit Schlagobers, denn sie wusste, dass der junge Mann, der gar nicht mehr so jung ist, ein Schleckermaul ist.
Der kam am vergangenen Mittwoch, mitsamt seiner neuen Frau, die die Frau Huber noch gar nicht kennen gelernt hatte und einem großen Karton.
Die Frau Huber hat am Fenster auf den Neffen gewartet und als er aus dem Auto die große Schachtel gehoben hat, war sie sehr erschrocken, weil sie dachte, er würde da den ganzen alten Plunder ihrer Schwester bei ihr abladen wollen.
Seufend hat sie sich vorgenommen, gute Mine zu diesem Spiel zu machen und halt so zu tun, als ob sie sich freuen würde, wenn er die Schachtel auspacken würde.
Aber erst mal hat er seine Frau vorgestellt, die unglaublich sympathisch rüber kam und die die Frau Huber gleich in ihr großes Herz geschlossen hat.
Dann kam der Kaffee und der Kuchen und das Schlagobers, das mancher Leser hier als Sahne kennt, auf den Tisch. Beide haben ordentlich zugelangt und Kuchen nach verlangt. Das hat Frau Huber sehr gut gefallen.
Als die Gina, also die neue Frau vom Christian, mit der Frau Huber den Tisch abgeräumt hat, hat der Neffe, einen Umschlag aus der Tasche gezogen und ihn der Frau Huber feierlich überreicht.
Der Brief war auf gelblichen Papier geschrieben und die Lintschi erkannte sofort die Handschrift ihrer Schwester Poldi.
Es war quasi ihr letzter Wille, eine Art Testament und der Abschied an ihre Schwester. Da sind der Lintschi doch sehr die Tränen gekommen und die Gina hat ihr ein Taschentuch gereicht.
Ja und dann hat der Christian den Karton geöffnet und einen herrlich kuscheligen Pelzmantel hervor gezogen.
Dazu passend ein Pelzhut,den die Lintschi mal an der Poldi so bewundert hat.
*Tante Lintschi, das ist der Mantel und der Hut von meiner Mutter. Sie hat gewollt, dass du den bekommen sollst, weil er die mal so gut gefallen hat. Aber ich sag es dir gleich, das ist kein echter Pelz, die Mama hätte nie einen Mantel von einem toten Tier getragen. Es ist ein Kunstpelz der aber recht echt ausschaut*

Der Lintschi ist ein Stein vom Herz gefallen, denn nie und nimmer wäre sie mit einem echten Pelz auf die Straße gegangen.
Aber so fing sie an sich zu freuen und hat den Mantel auch gleich anprobiert. der passt ihr wie angegossen. die Schwestern hatten auch eine sehr ähnliche Figur.
Auch den Hut hat sie gleich mal aufgesetzt und sich im Spiegel damit angesehen.
*Steht dir echt gut, Tante Lintschi. Die Mama tät sich freuen, wenn sie dich so sehen könnte.*
Andächtig hat die Frau Huber den Mantel dann wieder ausgezogen und auf einen Kleiderhaken im Vorzimmer aufgehängt. Den Hut hätte sie gern aufbehalten, wäre aber zu warm gewesen in der Wohnung.

Als die beiden, der Christian und die Gina gegangen sind und beim Abschied die Frau Huber zu sich nach Hause eingeladen haben, hat die Frau Huber den Mantel nochmal angezogen und sich vorm Spiegel gedreht und gewendet, dabei hat sie gelächelt und nachgedacht, wann sie denn so einen auffallenden Mantel anziehen wird können. Sicher  nicht, wenn sie sich mit den Freundinnen im Cafe zum Kartenspielen treffen wird.
Aber wenn sie das nächste Mal zum Friedhof gehen wird, wenn sie ihren verstorbenen Mann, den Leo besucht, da wird sie ihn anziehen, damit er sehen kann, wie elegant seine Frau jetzt ist.

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