Der Herr Jakob und der Herr Katz

Mit einem freundlichen *Guten Morgen* öffnet auch heute wieder der Herr Jakob sein Fenster. Das Frühstücksgebäck wird ihm heute vom Sohn der Bäckersfamilie gebracht. Das wundert den Herrn Jakob und er fragt den jungen Mann, wo denn seine Mutter sei. “Die ist krank” kurz und knapp kommt die Antwort. Der Herr Jakob kennt den Jungen schon sehr lange und duzt ihn daher, obwohl er schon 18 ist. “Hubert, was fehlt denn deiner Mama?” der Junge war schon am Gehen, dreht sich um und sagt nur wieder ganz knapp”Halsweh”. Nun wundert sich der Herr Jakob gleich noch mehr, denn wegen Halsweh ist die Bäckersfrau noch nie zu Hause geblieben und er nimmt sich vor, am Nachmittag, selbst in der Bäckerei vorbei zu schauen und nach der Gesundheit der Mutter vom Hubert zu fragen.
Der Mohamed kommt auch schon die Straße entlang und winkt mit der Tageszeitung. Er freut sich immer auf eine kleine Plauderei, wenn er noch Zeit hat und der Herr Jakob schon den Kaffee fertig hat.
Und plötzlich ist er auch wieder da, der schwarze Kater, der ab und zu, leider nicht jeden Tag, beim Herrn Jakob aufs Fensterbrett hüpft um sich seine Portion Leckerlies abzuholen. Der Mohamed freut sich auch den Herrn Katz, so haben die beiden Männer den Kater getauft, als sie sich sicher waren, dass es ein Kater ist und keine Katze, zu sehen.

Wem diese wunderschöne, tiefschwarze Katze gehört, wissen sie immer noch nicht, aber da sie sehr gepflegt und gut genährt aussieht, sind sie sicher, dass sie irgendwo hier in der Nähe ein gutes zu Hause hat. Zwar freut sich der Herr Jakob immer über den Besuch des Herrn Katz, aber ganz bei sich wohnen würde er ihn doch nicht haben wollen. Der Kater holt sich ja nicht nur seine Portion Futter hier ab, sondern auch jede Menge Streicheleinheiten.
Nur die Frau Matzner, die mag der Herr Katz nicht, der Mohamed meint, der Kater mag sie nicht, weil sie immer mit einer Zigarette ankommt und damit die Luft verpestet. Jedenfalls pfaucht der Herr Katz die Frau Matzner regelmäßig an und deswegen schaut die Frau Matzner jetzt immer nach, ob der Herr Katz am Fensterbrett beim Herrn Jakob liegt und kommt nur rüber, wenn der Kater wieder weg ist.

Was dem Herrn Jakob nun so gar nicht gefällt ist, dass die Baufirma das Haus vis a vis nicht nur eingerüstet hat, sondern auch eine Plakatwand aufgestellt hat. Noch ist diese leer und man sieht nur die Holzverkleidung, aber in ein paar Tagen werden da sicher bunter Plakate aufgeklebt sein und dann sieht der Herr Jakob nicht mehr, was sich so tut, bei der Renovierung des Hauses.
Nun ja, ändern kann er es eh nicht und so wird er sich halt über die Plakate amüsieren, er ist jetzt mal gespannt welche Firmen da vertreten sein werden.

So wie er gekommen ist, verschwindet der Herr Katz wieder, miaut den Herrn Jakob noch einmal an, springt vom Fensterbrett und weg ist er.
Und auch der Mohamed ist weiter gezogen um seine Zeitungen zu verkaufen.

Jetzt kommt die Frau Matzner aus ihrem Blumenladen zum Herrn Jakob, steckt sich eine ihrer Zigaretten an und bekommt auch gleich eine Tasse Kaffee vom Herrn Jakob.
“Kalt is geworden” meint sie mit einem Blick zum Himmel.
“Na ja, es ist Herbst” antwortet ihr der Herr Jakob.

Ein Tag wie jeder andere, am Fenster der kleinen Straße.

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