Frau Huber im Park II


Wie sie es sich vorgenommen hat, ist die Frau Huber auch am nächsten Tag in den Park gegangen und  hat nach dem Kind Ausschau gehalten, aber von der kleinen Maja war nichts zu sehen, die Bank unter dem großen Baum war leer.

Frau Huber dreht eine große Runde, sieht auch das alte Pärchen, das immer Hand in Hand geht und lächelt die beiden grüßend an, im Vorbei gehen, der alte Mann winkt ihr fröhlich zu, ohne sein Frauchen loszulassen.

 

Auch nach einer halben Stunde ist von der kleinen Maja nichts zu sehen.
Auf der Bank sitzen jetzt zwei Männer, die sich lautstark unterhalten, ob sie nur diskutieren oder streiten ist nicht auszumachen.
Frau Huber geht nun zum Spielplatz um zu schauen, ob Maja sich vielleicht dort aufhält. Zwar hat sie ihr erzählt, dass die Mutter das nicht erlaubt, aber Kinder tun ja oft etwas, das sie Eltern nicht erlauben.
Aber auch dort ist Maja nicht.

So geht die Frau Huber unverrichteter Dinge wieder nach Hause und denkt den ganzen Abend über nach, warum das Kind heute nicht wie gewohnt auf der Bank im Park sitzt und auf seine Mutter wartet.

Auch am nächsten und am übernächsten Tag sieht Frau Huber die Kleine nicht.
Jetzt macht sie sich schon richtig Sorge, denn sie hat die Kleine ansonsten jeden Tag gesehen.

Die Linda, die Tochter der Frau Huber meint, die Mutter soll sich doch nicht solche Gedanken machen, man kennt die Familie ja nicht und weiß daher auch nicht was passiert ist, vielleicht hat die Mutter endlich eine Betreuung für Maja gefunden und daher muss die Kleine nicht mehr auf der Parkbank sitzen und warten bis ihre Mama von der Arbeit kommt.

Da es an den nächsten Tagen regnet, geht Frau Huber nicht in den Park, sie nimmt ja nicht an, dass das kleine Mädchen im strömenden Regen auf der Parkbank sitzen muss.
Da drehen sich sowieso ihre Gedanken weiter, was denn wirklich passiert, wenn das Wetter so schlecht bleiben sollte, bzw. was macht die Mutter der Maja, wenn es Winter wird, da kann so ein kleines Kind doch nicht stundenlang allein im Park sein und auf der Bank warten.

Fast bringen diese Gedanken, die Frau Huber schon um den Schlaf.
Sie muss sich dann wirklich zusammen nehmen und auf ihre Tochter hören, die meint, es ginge sie doch nichts an, was eine fremde Frau mit ihrem Kind macht.

Das fällt der Frau Huber richtig schwer.
Und als am nächsten Tag die Sonne wieder vom Himmel lacht, geht sie am frühen Nachmittag wieder in den Park und sieht schon von Weitem, dass die Kleine wieder auf der Bank sitzt.

“Hallo Maja, schön, dass du wieder da bist”
“Hallo” kommt von der Kleinen ganz leise.
“Ich bin die Frau Huber, aber du kannst auch gerne Lintschi zu mir sagen”
Da lacht die Kleine ganz laut, “das ist aber ein lustiger Name”
“Ja weißt du, eigentlich heiße ich ja Caroline, aber alle sagen nur Lintschi zu mir, ich glaube ich hab schon fast vergessen, dass ich Caroline heiße”
“Lintschi” wiederholt Maja ganz andächtig den Namen.
“Wo warst du denn vorgestern ?”
“Ich war krank, hatte Fieber und die Mama ist zu Hause geblieben, aber heute muss ich wieder raus, sagt die Mama, sonst hat sie bald keine Arbeit mehr”
Frau Huber wirft einen verstohlenen Blick auf die Ur, gleich 16.15 Uhr.
Und da kommt auch schon die Mutter von Maja um die Ecke und sieht verärgert, dass diese Frau schon wieder mit ihrem Kind redet.

“Lassen sie mein Kind in Ruhe” blafft sie die Frau Huber an.

Sie nimmt Maja an die Hand und will ganz schnell weggehen.

“Bleiben sie bitte einen Augenblick, ich möchte mit ihnen reden.”
“Vielleicht kann ich ihnen helfen!”

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