Frau Huber und die Männer

frauhuber1Seit geraumer Zeit telefoniert die Frau Huber jeden Abend nicht mehr nur mit dem Herrn Hans sondern auch mit dem Herrn Haller.
Inzwischen ist das ja der Emmanuel, sie sind ja jetzt auch per DU.
Dem Herrn Hans passt die ganze Sache nach wie vor nicht, er reagiert immer sehr eifersüchtig und darüber muss die Frau Huber schmunzeln “Alter Depp” nennt sie den Herrn Hans dann in Gedanken.
Aber sie freut sich auch ein wenig darüber, dass in ihrem Alter es noch Männer gibt, die auf sie so reagieren.
Dem Emmanuel ist der Herr Hans egal, er freut sich einfach, dass da jemand ist, mit dem er sich austauschen kann.
Er ist ja inzwischen in das Appartement im Pensionistenheim gezogen und fühlt sich dort auch schon recht wohl, obwohl er natürlich seine Werkstatt sehr vermisst.
Er hat einen Teil seines Uhrmacherwerkzeuges ins Heim mitgenommen und schaut hier manchmal die Uhren der Mitbewohner an, die sich sehr darüber freuen, dass sie nicht irgendwohin laufen müssen um ihre alte Uhr reparieren zu lassen. Und der Herr Haller hat eine Aufgabe.
Nun hat der Herr Emmanuel die Frau Huber schon ein paar Mal eingeladen, ihn besuchen zu kommen und ihr auch eine Tasse Tee versprochen. Am vergangenen Sonntag hat sich die Lintschi nun auf den Weg gemacht und ist zu dem Pensionistenheim gefahren. Zweimal hat sie umsteigen müssen, jedesmal war der Bus sehr voll und sie hat sich überlegt ob die Leute wohl alle zu Besuch in dieses Heim fahren würden.

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Frau Huber und der neue Doktor

frauhuber1Der nächste Schreck für Frau Huber kam, als sie hörte, dass ihr langjähriger Hausarzt die Praxis an einen jüngeren Kollegen übergeben hat.
Den alten Arzt, er war jünger als Frau Huber, kannte sie schon Jahrzehnte und er wusste über jedes Wehwehchen der Frau Huber und sicher auch vieler anderer Patienten, bestens Bescheid.
In letzter Zeit war er ein wenig zittrig geworden und es gab so viele neue Auflagen in der Praxis und seine langjährige Ordinationshilfe ist auch in Pension gegangen.
Da hatte der gute Mann einfach genug und da er den Sohn eines Freundes kannte, der eine eigene Praxis gesucht hat, hat er sich entschlossen aufzuhören.
Zwar hat er versprochen, wenn Not am Mann ist, also Urlaub ect. die Vertretung zu machen, aber ansonsten zieht er sich zurück.
Frau Huber war ehrlich entsetzt als sie sich, wegen ihrer Knieschmerzen, aufgerafft hat, endlich zum Arzt zu gehen und da saß plötzlich eine fremde Frau an der Rezeption die sie nicht freundlich mit “Hallo Frau Huber” begrüßt hat. Sie wurde gefragt wie sie heißt. Sowas kannte sie seit Jahrzehnten nicht in dieser Ordination.
Mit einem tiefen Seufzer übergab die Frau Huber der neuen Sekretärin ihre Ecard und musste dann auch noch eine Menge Fragen beantworten, die die Frau am Computer eintippte.

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Frau Huber und die Glückwunschkarte

frauhuber1Jeden Morgen beim Frühstück schaut Frau Huber auf ihren Kalender. Dort hat sie die Geburts- und Namenstage der Familie und der weiteren Verwandschaft und auch von Freunden eingetragen.
Viele davon hat sie leider schon durchstreichen müssen, weil die Leute gestorben sind.
Diese Woche hat nun eine Cousine Geburtstag.
Die wird 70. So jung wäre ich auch gern nochmal, denkt die Frau Huber.
Also wird sie sich heute auf den Weg ins Papiergeschäft machen und eine Glückwunschkarte kaufen, die sie ihrer Cousine Marianne schicken wird.
Die Sonne scheint und es ist gar nicht kalt, also zieht Frau Huber den Mantel ohne Schal an und die Halbschuhe, weil Schnee ist keiner zu erwarten, daher braucht sie auch keine Stiefel.
Das Papiergeschäft ist in der Fußgeherzone und Frau Huber überlegt ob sie die 2 Stationen bis dahin mit dem Bus fahren soll oder besser gehen und entscheidet sich dann dafür zu gehen, denn Bewegung tut ihr gut.
Sie kommt auch am Geschäft vom Herrn Haller vorbei, das nun tatsächlich schon geschlossen ist.
Der Herr Haller hat ihr aber bereits die neue Adresse vom Pensionistenheim und auch seine Handynummer gegeben und die Frau Huber nimmt sich vor, ihn am Abend anzurufen, aber erst nachdem der Herr Hans sie angerufen hat, damit ihr Telefon nicht besetzt ist, wenn der Herr Hans seinen Abendanruf tätigt, denn sonst ist er wieder eifersüchtig.
In der großen Einkaufsstraße angekommen, ist die Frau Huber ganz entsetzt, denn das Papiergeschäft gibt es auch nicht mehr.

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Frau Huber – Darf ich bitten ?

frauhuber1Eine Geschichte muss ich noch nachholen.
Es ist jetzt zwar schon Fastenzeit, aber der Fasching liegt ja noch nicht ganz so lange zurück.
Am Faschingsdienstag gab es im Cafe, in dem die Frau Huber mit ihren Freunden am Nachmittag oft Kaffee trinkt, eine kleine Faschingsveranstaltung.
Wer mochte konnte verkleidet kommen, es gab ein Freigetränk und der Besitzer hat die Tische vor der Theke weg geräumt und zu einer kleinen Tanzfläche umgestaltet.
Der Bärti, ja den nennen sie wirklich so, weil er einen Vollbart hat, hat sein Keyboard mitgebracht und spielt Tanzmusik. Bärti hat heute eine Melone auf dem Kopf, das ist ein Hut, der aussieht wie eine halbe Melone und eine große bunte Masche um den Hals.
Frau Huber wollte erst gar nicht hingehen, aber der Herr Hans hat sie so bittend angeschaut und da er ohnehin ein wenig unlustig war in letzter Zeit, wegen ihren Besuchen beim Herrn Haller, hat sie dann doch zugestimmt und sich einen roten Faschingshut aufgesetzt. Zu mehr Verkleidung war sie aber nicht bereit.
Der Herr Hans hat ein rot kariertes Hemd angezogen, dazu eine schwarze Hose und ein schwarzes Gilet und einen schwarzen Hut auf dem Kopf. Richtig elegant hat der Herr Hans ausgeschaut.
Auch die anderen Leute des Nachmittagscafes kamen mit der einen oder anderen Verkleidung.
Liesel musste es mal wieder übertreiben, die hat sich ein lila Spitzenkleid angezogen, eine weiße Federboa um die Schultern geschlungen, ein Band in die Haare gesetzt, mit einer riesen Feder drauf.
Sie sah aus wie ein Glamourgirl aus den 20er Jahren, nur halt die Seniorenausgabe davon.
Frau Huber bestellte sich einen Gspritzten, zur Feier des Tages, als Gratisgetränk und dazu ein belegtes Brot.
Der Herr Hans nahm ein Bier und ein Speckbrot und man saß eng beisammen, weil ja ein paar Tische fehlten wegen der Tanzfläche.

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Frau Huber und der Name des Herrn Haller

frauhuber1Ich hab nicht darauf vergessen, ich wollte euch ja noch die Geschichte vom Vornamen des Herrn Hallers, ihr wisst schon das ist der Uhrmacher, erzählen.

Die Frau Huber hat den Herrn Haller nun schon ein paar Mal besucht.
Nebenbei bemerkt, das gefällt dem Herrn Hans, das ist der platonische Freund der Frau Huber, ganz und gar nicht.
Erst hat er, der Herr Hans, ja nichts dazu gesagt, als die Frau Huber im Cafe erzählt hat, dass sie die Uhr vom Leo Huber bei dem Uhrmacher hat reparieren lassen, aber als sie dann weiter erzählt hat, dass sie ihn noch ein paar Mal besucht hat und dort mit ihm Pfefferminztee, den sie sonst gar nicht mag, getrunken hat, da ist er schon ein wenig eifersüchtig geworden. Der Herr Hans hat dann auch eine stille Stunde abgewartet und das der Frau Huber auch erklärt.
Die Lintschi war ganz entgeistert. Der Herr Hans ist auf den Herrn Haller eifersüchtig, ja wo gibts denn sowas ?
Sie hat den Herrn Haller aber trotzdem weiter besucht und mit ihm geplaudert, davon dann aber im Cafe nichts mehr erwähnt.
Wenn da nicht ihre neugierige Freundin, die Liesel wäre, die sie ganz laut und im Beisein des Herrn Hans über den Herrn Haller ausgefragt hat. Die Liesel wollte auch wissen, ob die Lintschi nun schon weiß, wie der Herr Haller mit dem Vornamen heißt.

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Die Frau Huber und die Schatztruhe

frauhuber1Auf der Kommode der Frau Huber steht eine kleine, braune Schatztruhe, ähnlich einem alten Reisekoffer.
In diesem kleinen Kästchen bewahrt die Frau Huber Geld auf, aber nicht irgendein Geld. es sind alte Schillingnoten. Die hat sie nach der Umstellung auf den Euro nicht eingetauscht, sondern als Andenken aufbewahrt.
Es sind auch einige Münzen dabei.
Eine große, silbrige Münze, die sieht ganz seltsam aus.
Die ist aus dem Jahr 1950 – eine 1 Schilling Münze.
Die Enkelkinder der Frau Huber sehen sich das “alte Geld” sehr gerne an, sie können sich daran nämlich gar nicht erinnern.
Vor einigen Wochen hat die Lucie gefragt:”Oma, wer wird denn diese Schatztruhe einmal erben, wenn du gestorben bist ?”
Da war sie wieder, die Frage nach dem Erbe.
Die kleine Lucie hat dabei nicht bedacht, dass das ihrer Oma einen Stich versetzen könnte und die Frau Huber war ihrem Enkelmädchen auch nicht böse deswegen. Sie macht sich ohnehin immer wieder Gedanken, was mal mit ihrem Hab und Gut passieren würde, nach ihrem Tod.
Eigentlich war es der Frau Huber völlig egal, sie würde es ohnehin nicht mehr merken, wenn die Linda die Wohnung ausräumen muss und all die Dinge, die ihr jetzt lieb und wert sind, weggeben wird müssen.
Sie kann sich nämlich nicht vorstellen, dass ihre Tochter viele Dinge würd brauchen können.
Wahrscheinlich wird vieles auf einem Flohmarkt landen oder bei der Caritas.
Das wäre der Frau Huber noch am liebsten, denn da würden arme Menschen was davon haben.
Ja und das Schatzkästchen mit den paar Schilling-Scheinen und Münzen, die ohnehin kaum noch was wert sein werden, die würde sie ihren beiden Enkelinnen geben.
Aber was sollen die denn damit anfangen? Jetzt ist sie interessant, weil sie auf Omas Kommode steht, die Schatzkiste, aber später würden die Kinder bestimmt keinen Wert auf “altes Geld” legen.
Manchmal fragen die Mädels, was ein Kilo Brot oder ein Liter Milch damals zu Schillingzeiten gekostet haben.
Dann sind sie ganz erstaunt, dass man um die Scheine, die im Kistchen liegen, heute kaum noch was bekommen würde.
Die Frau Huber rechnet aber noch sehr oft den Euro in Schilling um.
Sie sagt sich dann immer, dass das wohl kaum noch relevant ist, denn auch wenn man den Schilling behalten hätte, wäre alles viel teurer geworden.

Rechnet noch jemand von euch in DM oder Schilling um ?

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

Frau Huber und die Lottie

frauhuber1Ja wer ist denn nun wieder Lottie, werdet ihr euch fragen.
Die Frau ist eine kleine Geschichte wert.
Die Frau Huber ist ja eine ganz taffe Frau, trotz ihres hohen Alters ist sie noch sehr mobil und wirklich gut unterwegs. Körperlich wie geistig.
Aber manche Hausarbeit, wie Fenster putzen oder Boden aufwaschen ist ihr schon etwas beschwerlich.
Und da kommt Lottie ins Spiel.
Lottie ist die Putzfrau der Frau Huber und kommt einmal im Monat in die Wohnung der Frau Huber um grobe Arbeiten zu übernehmen.
Lottie putzt auch bei der Tochter von der Frau Huber, bei der Linda. Durch sie ist die Lottie auch zur Frau Huber gekommen.
Lottie ist eine große, sehr rundliche Person mit einem lauten Organ, wenn sie da ist, weiß man das im ganzen Haus. Sie singt und pfeift bei der Arbeit und erzählt laut von ihrer Familie. Ja und eigentlich heißt Lottie nicht Lottie, sondern hat einen unaussprechlich polnischen Namen und irgendwer, bei dem sie auch putzt, hat ihr den Namen Lottie gegeben.

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Die Frau Huber und Karl May

frauhuber1Im Wohnzimmer der Frau Huber steht, wie in vielen Wohnungen, ein vollgepacktes Bücherregal.
Frau Huber hat immer gern und viel gelesen und auch der Herr Huber hat gerne gelesen, wenn auch ganz andere Bücher als die Frau Huber.
Nach dem Tod vom Leo hat die Frau Huber eine Menge Bücher, die sie nicht so sehr interessierten einem Altenheim gespendet. Nur die Bücher von Karl May, die hat sie behalten. Ein paar davon hat sie auch gelesen.
Nun waren wieder mal die Enkelmädchen zu Besuch und es war ihnen langweilig.
Sie wollten unbedingt fernsehen. Aber Frau Huber meinte, sie könnten doch auch mal ein Buch in die Hand nehmen. “Wir haben aber keins mit” war die trotzige Antwort der Laura.
“Na dann nimm doch eins aus dem Regal”.
“Oma, das sind doch Bücher für alte Leute” maulte Lucie.
“Aber geh, schauts euch doch erst mal um, vielleicht findet ihr ja doch das eine oder andere Buch” Frau Huber lächelt und führt die beiden Girlies zum Bücheregal.
“Hast du echt Bücher vom Karl May” staunt Laura. “Wenn es drauf steht, wirds auch drinnen sein” erklärt ihr die Frau Huber.
Schon greift Laura nach dem “Schatz im Silbersee” und blättert in dem alten Buch.
Lucie schmollt noch ein wenig, sehr  zögerlich nimmt sie “Winnetou I ” und blickt sich um, was denn Laura mit dem ausgesuchten Buch macht.
Die hat sichs schon auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich gemacht und ihre Nase tief in das Buch gesteckt.
Lucie weiß noch nicht so ganz, ob sie wirklich lesen soll, denn im TV soll es grad einen spannenden Film geben, aber da Laura nicht mehr ansprechbar ist, versucht sie es auch mit Lesen und ist schon sehr bald ebenfalls in das Werk von Karl May vertieft.

Das Läuten von Omas Handy reißt die beiden Enkelkinder der Frau Huber aus dem Lesen und sie sind ganz erstaunt, dass es schon fast dunkel ist und die Oma Huber bereits das Licht aufgedreht hat.
Am Telefon ist Linda, die Mama von Laura und Lucie und will ihre Kinder abholen kommen.
Beide betteln, dass sie noch ein wenig bleiben dürfen, weil das Buch, das sie lesen grad so spannend ist.
Linda ist völlig von den Socken, dass ihre Mädchen in einem Buch lesen und sie fragt ihre Mutter, wie sie das denn angestellt hat, die Mädels zum Lesen zu bringen.
Frau Huber meint nur, man müsse den Kindern einfach nur die Lektüre anbieten, die spannend ist und die sie und auch die Linda als Kind gern gelesen hat.
Linda kann sich das nicht erklären, bis sie hört, dass die Mädchen Karl May lesen.
Da wird ihr einiges klar. Ja, das hat sie auch verschlungen als Kind. Karl May ist eben zeitlos, immer spannend und generationsbefreit.
Natürlich dürfen die beiden die Bücher mit nehmen.
Aber Frau Huber besteht drauf, dass sie drauf aufpassen müsen und sie wieder zurück bringen.
Da handeln die Mädchen gleich aus, dass sie sich dann noch weitere Bücher aus der Bibliothek ihrer Oma ausborgen dürfen.

Habt ihr Karl May gelesen ?
Oder welche Bücher habt ihr als Kinder geliebt ?

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