Frau Huber und die goldene Uhr

frauhuber1In einer Lade im Wohnzimmer der Frau Huber schlummert eine goldene Taschenuhr.
Die gehörte dem Leo, Frau Hubers verstorbenen Mann. Der wiederum hat sie von seinem Vater geerbt und deswegen einen Riesenstreit mit seinem Bruder Max gehabt.
Der Max war nämlich überzeugt, dass die Uhr ihm, als den Älteren gebühren würde.
Der Vater von Leo und Max hatte halt die Uhr bei einem der letzten Gespräche mit den Söhnen, dem Leo in die Hand gedrückt.
Keiner weiß warum er das so gehandhabt hat.
Als der Leo dann verstorben ist, hat die Frau Huber diese Uhr in ein Holzkästchen verstaut und in die Lade im Wohnzimmerschrank gelegt. Sie hat hin und her überlegt ob sie die Uhr, jetzt nach dem Tod vom Leo nicht doch dem Max schenken soll, aber der Max ist 3 Monate nach dem Leo gestorben und somit hatte sich das erledigt.
Die Uhr war natürlich irgendwann stehen geblieben und die Frau Huber hat sie nicht wieder zum Leben erwecken können.
Fast wie die zwei Brüder, dachte sie mal, aber das kam ihr dann doch makaber vor.

Vor einigen Tagen ist sie spazieren gewesen und hat in einer der Nebengasse in ihrem Viertel, einen Uhrmacher entdeckt.
Sowas gibts ja heute kaum noch. Der Laden hat auch nur noch 3 Tage in der Woche offen, weil der Herr, dem das Geschäft gehört, schon ein älteres Semester ist und auch weil nicht gar so viele Leute kommen um eine Uhr zur Reparatur zu bringen.
Die Frau Huber ist aber in das Geschäft gegangen und hat gefragt ob er so alte Taschenuhren wieder zum Laufen bringen kann.
Ja, das kann er, meistens halt. Kommt drauf an, was kaputt ist.
Also hat die Frau Huber die Taschenuhr vom Leo eingepackt und ist am nächsten Tag noch mal hin gegangen.
Lustig hat er ausgeschaut, der Herr Uhrmacher, er hat grad an einer Uhr gewerkt und so eine Lupe im Auge eingeklemmt gehabt. Die hat er erst runter genommen, als die Frau Huber laut gelacht hat.
Sie hat sich vorgestellt, dass er sie jetzt vergrößert sieht.
Die Uhr hat er genau betrachtet, vor und zurück gedreht und dann gezwinkert und versichert, dass das wirklich ein schönes Stück sei und dass er sich bemühen wird, das gute Stück wieder heil zu machen.
Nächste Woche kann die Frau Huber dann die Uhr wieder abholen.
Sie hat auch noch gefragt, was das denn kosten wird, aber da hat der Uhrmacher abgewinkt und gemeint, dass das kein Eckhaus kosten würde.
Die Frau Huber war dann sehr erleichtert, weil Eckhaus besitzt sie nämlich keins.
Beide haben herzlich gelacht und die  Frau Huber hat sich gefreut, dass sie so einen netten Herrn kennen gelernt hat.

Jetzt dürfen wir gespannt sein, wie es mit der goldenen Uhr weiter gehen wird.

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

Frau Huber und die Pünktlichkeit

frauhuber1An einem der Feiertage hatte Frau Huber ihre Schwester, nein nicht die Poldi, die andere, die Bärbel samt Mann Egon und der Nichte Annabel zum Essen eingeladen.
Einmal im Jahr, meistens zu Weihnachten, will die Familie beisammen sein.
Die Poldi ist aber krank geworden, also ist diesmal nur die Bärbel mit ihrer Familie dabei.
Ausgemacht war 13 Uhr.

Frau Huber hat also bereits am Morgen angefangen zu kochen, es soll Schweinsbraten, Sauerkraut und Knödel geben.
Der Egon behauptet, den Schweinsbraten kann niemand so gut kochen wie die Frau Huber.
Das ist sicher übertrieben, aber Frau Huber freut sich über das Kompliment.
Also den Braten ins Rohr geschoben und den ganzen Vormittag fleißig aufgegossen, die Semmelknödelmasse hergerichtet und rasten lassen und das Sauerkraut köcheln lassen.
Die Knödel müssen frisch sein, die kommen erst ins Wasser wenn die Leute da sind.
Suppe solls auch geben, die wurde schon am Vortag gekocht.
Alles zusammen hat die Frau Huber den ganzen Vormittag gewerkt und um 12 Uhr war sie dann soweit fertig, dass sie sich nur noch zurecht machen hat müssen.
Das grüne Kleid, dass sie sich für den Weihnachtsabend gekauft hat will sie anziehen, die Haare frisch waschen und föhnen und dann eine Schürze umbinden.
Eigentlich trägt sie ja so gut wie nie Schürze, aber das neue Kleid würde leiden, wenn sie sich beim fertig kochen oder servieren anpatzt.
Als sie grad aus der Dusche steigt, da läutet es.
Es war 12.30 und Frau Huber schüttelt ungläubig den Kopf, denn sie kann grad keinen zusätzlichen Besuch brauchen.
Aber es war gar kein zusätzlicher Besuch, vor der Tür standen die Bärbel, der Egon und die Annabel.
Um eine halbe Stunde zu früh.
Frau Huber hatte noch nasse Haare und kein Kleid an – also schnell das Kleid übergeworfen, die Knöpfe verkehrt herum zugemacht in der Eile und mit der Bürste durch die Haare gefahren.
Die Annabel hat ihr dann schnell geholfen die Knöpfe richtig zuzumachen und sich schlapp gelacht, weil die Tante Lintschi so konfus war.
Die Schürze hätte sie in der Eile fast vergessen.
Der Egon hat dann erzählt, dass er dachte, er würde keinen Parkplatz finden und deswegen sind sie so früh aufgebrochen und weil es schnatterkalt war, hat man beschlossen halt schon früher zu kommen.
Der Egon meinte, lieber zu früh, als zu spät.

Der Nachmittag mit der Verwandschaft war dann trotzdem noch sehr nett, aber dass die Familie so viel früher gekommen ist, hat die Frau Huber total aus dem Konzept gebracht.

Mögt ihr das auch nicht, wenn Besuch früher kommt, als ausgemacht worden ist ?
Und wie ist es, wenn ein Besuch zu spät kommt ?

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

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