Der Herr Jakob am Fenster

*Guten Morgen*
Der Herr Jakob öffnet sein Fenster zur Straße und davor steht die Bäckerin und reicht ihm sein Frühstücksgebäck in einem Stoffsackerl.
2 Semmeln, die verführerisch duften und ein Briochekipferl,  das ist ein mürbes Kipferl, mit Hagelzucker drauf.
*Vielen Dank* , mit diesen Worten reicht er der Bäckersfrau ein leeres Stoffsackerl, in dem ein Kuvert ist, mit dem Geldbetrag, genau abgezählt, für das gebrachte Gebäck.
Das Ritual wiederholt sich jeden Tag.  Am Wochenende und am Mittwoch ist im Sackerl noch ein ½ Wecken Brot, den der Herr Jakob für sein Abendessen braucht.
Inzwischen verströmt der blubbernde Kaffee in der Kaffeemaschine, die neben dem Fenster steht seinen Duft und der Herr Jakob wartet geduldig auf den netten Zeitungsmann, der ihm ebenfalls jeden Tag seine Tageszeitung ans Fenster bringt.
Auch dafür hat der Herr Jakob das Geld abgezählt bereit liegen und eine Zigarette, die der Zeitungsmann jeden Tag  von ihm bekommt.
Er schmaucht dann die Zigarette und der Herr Jakob richtet sich seine Semmel und sein Kipferl her, das er mit Butter und einem Löffel Marmelade bestreicht.

*Heiß ist es heute wieder* meint der Herr Jakob und der Zeitungsmann nickt. Der spricht nie sehr viel, lächelt den Herrn Jakob freundlich an, drückt seine Zigarette aus, im Aschenbecher, den ihn der Herr Jakob hingestellt hat und marschiert dann weiter, mit deinem Packen Zeitungen.
Der Herr Jakob hat in der letzten Zeit sein Fensterbrett vergrößert.
Dafür war er im Baumarkt und hat sich ein Brett zuschneiden lassen, das er dann auf das schmale bisherige Brett geschraubt hat und wie er so durch den Baumarkt geht, fällt sein Blick auf einen kleinen Ventilator, der kam ihm grad recht, also hat er den gleich gekauft.
Nun kann er sich ein wenig Abkühlung verschaffen, wenn es ihm zu heiß wird, da an seinem Fenster und da das Fensterbrett jetzt auch breiter war, hatte der Ventilator da auch noch Platz, neben dem Kaffeehäferl und dem Teller mit dem Semmerl und dem Kipferl.

An diesem heißen Tag, da waren plötzlich eine Menge Männer, mit weißen Latzhosen und einer Menge Werkzeug in der kleinen Gasse unterwegs. Der Herr Jakob wusste erst gar nicht was die wollten und wo die hin gehören könnten. Die stellten das Werkzeug vor dem Haus vis a vis ab.
In dem Haus wohnt jetzt keiner mehr, denn es soll abgerissen werden, deswegen wundert sich der Herr Jakob sehr, was diese Männer mit der weißen Arbeitskleidung denn da wollten.
Bald kam Licht ins Dunkel, denn es hielten zwei Lastautos und die Männer luden noch mehr Baumaterial ab.
Einem der Männer winkte der Herr Jakob zu sich und welch ein Wunder, der kam auch und der sprach sogar Deutsch. Und der erzählte dem Herrn Jakob, dass das Haus nicht abgerissen, sondern saniert werden würde.
Alles wird neu gemacht, innen und außen. Die Wohnungen werden zusammengelegt, damit schöne, große Wohnungen entstehen und die Fassade wird auch neu gemacht und eine große neue Eingangstür soll auch kommen.
Das hat den Herrn Jakob nun echt erstaunt, weil normalerweise zahlt es sich doch gar nicht aus, dass man ein Haus so saniert, neu bauen käme da doch viel besser an.
Aber irgendwie freu sich der Herr Jakob, nicht nur, dass das nette Haus nicht weggerissen wird, sondern, dass sich da wieder was tut vor seinem Fenster.

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