BLOG-TALK am Dienstag 06.10.

Zeichnung: Dominik Voss

Ich freu mich, euch auch heute, am Dienstag zum BLOG-TALK einladen zu dürfen.
Nachdem wir ja am 1. Oktober den Tag es Kaffees hatten, ist mir dieses Thema eingefallen.

Wer von euch schon mal in Wien war und da vielleicht ein Cafe oder noch besser eins unserer alten Kaffeehäuser besucht hat, der wird wissen, dass es in meiner Heimatstadt eine Vielzahl an verschiedenen Kaffeearten gibt.
Hier gibt es auch keinen Kaffe, sondern Kaffee mit lang gezogenen ee.
Die diversen Sorten heißen z.b. Melange, das ist bestimmt der gängigste Kaffee in den Lokalen, aber auch der Verlängerte, ist sehr beliebt, dann gibt es natürlich einen Cafe Latte und Cappuccino ist auch nicht unbekannt.

Erzählt mir doch bitte mal, wie bestellt ihr euren Kaffee ?
Wahrscheinlich in Deutschland ganz anders, aber auch in den Bundesländern in Österreich ist eine Kaffeebestellung anders, als in Wien.

Plauderei im Cafe – “Der Besuch der alten Dame”

Wer unter dem Titel jetzt das Theaterstück von Dürrenmatt vermutet, der irrt sich ein klein wenig.

Die Tante Josy, ihrerseits die Großtante vom Jo und auch seine Namensgeberin, hat ihren Besuch angesagt.
Das mit dem Namen war damals so, dass diese Tante, die eigentlich Johanna heißt, als Taufpatin für das neugeborene Bübchen, vorgesehen war.
Der Bub hätte eigentlich ganz anders heißen sollen, aber die Tante Josy bestand drauf, dass das Kind den Namen Johann bekommt, nach ihr, der Tante Johanna, die jeder nur Josy nennt.
Und so wurde aus dem Johann, der Jo, den wir heute alle kennen.
Die Tante Josy kommt nur einmal oder vielleicht zwei Mal im Jahr zu Besuch und sie hat ihrem Taufkind auch den Start ins selbstständige Berufsleben mit einer großzügigen Finanzspritze geebnet.
Daher war der Jo immer sehr darauf erpicht, dass an dem Tag, an dem die alte Dame zu Besuch kommt,wirklich alles optimal ist im Cafe.
Die Frau Hilde hat extra eine Zitronentorte gebacken, denn das ist die Lieblingstorte der Tante Josy und der Jo hat einen Fensterputzer bestellt, der die Eingangstür und die Fenster blitzblank geputzt hat.

Und auch der Jo hat sich heraus geputzt. Die verwaschene Jean hat er gegen eine schwarze Hose getauscht und ein blütenweißes Hemd angezogen.
Er wusste, seine Tante Josy legt viel wert auf ordentlich gekleidete Menschen.

Und dann ….. erscheint die Tante Josy.
Ja es ist wirklich so, dass diese Frau erscheint, man kann es nicht anders beschreiben.
Ihr kurzes, weißes Haar sorgfältig frisiert, die Lippen knallrot geschminkt und eine dunkle Sonnenbrille auf, fast wie Karl Lagerfeld in seinen besten Jahren.
Und immer trägt die Tante einen überdimensionalen, bunten Schal, den sie kunstvoll um die Schulter drapiert hat.

Im Cafe angelangt, schaut sich Tante Josy erstmal  neugierig um und inspiziert mit einem raschen Blick den Zustand des Lokal.
Was sie sah, dürfte sie zufrieden stellen, denn ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.

Die Frau Winter, die wieder am vordersten Tisch gesessen ist, hat in fliegender Eile den Platz geräumt und Tante Josy kann dort Platz nehmen.
Jo bereitet ihr in aller Ruhe einen Kaffee zu und stellt ein Stück Zitronentorte dazu.
Dann setzt er sich mit einem Glas Mineralwasser zu seiner Tante und fängt mit ihr zu Plaudern an. Die Tante futtert mit großem Appetit die Torte und lobt Kaffee und Gebäck sehr.
Dann greift sie in ihre Tasche, entnimmt ihr ein Kuvert, das sie dem Jo zusteckt und erklärt, dass sie leider wieder weiter muss.
Der Jo versucht, seine Tante, der Form halber, zum Bleiben zu animieren, die aber winkt damenhaft ab und verlässt, nachdem sie den Neffen auf beide Wangen geküsst hat, das Lokal.

Die Frau Winter schüttelt nur noch den Kopf, “Jo, was war denn das ? ” fragt sie mit weit aufgerissenen Augen.
“Ah geh, das war doch nur die Tante Josy, die sponsert ein wenig das Cafe” lacht der Jo und winkt fröhlich mit dem Kuvert, in dem sich offenbar ein Sponsorenbetrag befindet.
Die Frau Winter dreht sich so, dass sie das Lokal überblicken kann und spricht mit theatralischem Ausdruck:

“Meine Damen und Herren, sie sahen Den Besuch der alten Dame”

Die bis dahin lauschende Kundschaft, die rundherum gesessen ist, applaudiert fröhlich und wendet sich dann wieder ihrem Kaffee, Tee oder Wein zu.
Alles wieder so wie immer !!!

Plauderei im Cafe – am Nikolaustag

Seit der Geschichte mit dem Herrn Schiller und seinem Sohn, sind weder der Sohn noch der Herr Schiller nochmal im Cafe gewesen.
Die Frau Winter, die ja bekanntlich sehr neugierig ist, fragt den Jo nahezu jeden Tag, ob denn die zwei wieder da waren, sie wüsste zu gern wie die Geschichte weiter gegangen ist. Aber der Jo muss jeden Tag aufs Neue verneinen.
Aber heute hat die Frau Winter eine ganz andere Neuigkeit.
Lautstark wie immer betritt sie das Cafe und ruft aufgeregt den Jo herbei.
Der Jo nimmt ihr erst Mal den Regenschirm aus der Hand, damit sie nicht das halbe Lokal damit nass macht.
“So ein Sauwetter” schimpft die Frau Winter und holt dann noch schnell Luft um dem Jo zu eröffnen, dass sie auf Kur fahren wird. Der Brief mit der Bewilligung ist heute gekommen und sie hat das Schreiben dem Postboten fast aus der Hand gerissen.
Da der Briefträger auch grad zur Tür herein kommt um sich bei einem heißen Tee aufzuwärmen, kann der das auch gleich bestätigen.
Er schüttelt leicht den Kopf und verdreht die Augen in Richtung der Frau Winter.
Die Frau Winter hat schon vor vielen Wochen den Antrag auf Kur weg geschickt und keine Antwort bekommen, immer wieder hat sie sich beschwert, dass das so lange dauert, der Jo hat ihr ein paar Mal geraten dass sie sich doch einfach telefonisch erkundigen soll, wo der Bescheid denn bleibt, aber das hat sich die Frau Winter nicht getraut. Sie hatte zwar sonst ein lautes und vor allem loses Mundwerk, aber bei sowas war sie ein Mäuschen.
Der Briefträger witzelt: “Hat ihnen sicher der Nikolaus die Bewillligung gebracht ?”
Sehr schlagfertig antwortet die Frau Winter” Na ja, wenn sie der Nikolaus sind, dann ja”
Da muss der Postler und auch der Jo herzlich lachen und der Postler deutet auf seinen kahlen Kopf und sein bartloses Gesicht und meint, dass er doch wirklich nicht wie ein Nikolaus ausschaut.
Die Frau Winter bestellt, zur Feier des Tages, einen Cappuccino und sucht sich einen Platz.
Der Jo legt ihr noch ein paar Vanillekipferl auf einen Teller und serviert ihr die mit dem Kaffee.
Da geht die Tür auf und es kommt eine große, rot/gold gekleidete Person herein, mit eienr hohen Mütze auf dem Kopf.
Der Frau Winter bleibt der Mund offen, in den sie grad eins der Kipferl stecken hat wollen.
“Der Nikolaus…….” flüstert sie andächtig. “Wo kommt der denn her ?”
Der Nikolaus antwortet: “Von draus vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr”
Auch der Jo und der Briefträger sind sehr überrascht, der Jo aber fängt sich schnell und fragt den Nikolaus, was er ihm bringen dürfe.
“Einen heißen Tee, bitte”  – den bekommt er ganz schnell und ebenfalls ein paar Vanillekipferl.
Es ist ganz still im Cafe, alle Besucher schauen andächtig was der Nikolaus jetzt machen wird.
Der aber trinkt gemütlich seinen Tee und verputzt die Vanillekipferl, die der Jo spendiert hat. Dann fragt er was er schuldig wäre, aber der Jo winkt ab “Das geht aufs Haus” Da lächelt der Nikolaus und macht sich, mit einem “hohoho” wieder auf den Weg.
Beim Verlassen vom Cafe, muss er sich bücken, damit er mit der Hohen Mütze nicht oben anstößt.

Die Frau Winter hat sich wieder erfangen und meint laut:”Also *hohoho* sagt doch der Weihnachtsmann, aber nicht der Nikolaus.
Der Postler erwidert:”Geh Frau Winter, Weihnachtsmann gibts doch keinen, bei uns kommt doch das Christkind”.

Die Frau Winter kichert, zahlt ihren Capuccino, sucht ihren Regenschirm und begibt sich wieder raus ins Sauwetter, nicht ohne zu erwähnen, dass sie bald auf Kur fahren darf.

 

Habt ihr heute auch den Nikolaus gesehen ??

Gestern im Cafe

Von Andreas Poeschek, viennaphoto.at - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1888173

Von Andreas Poeschek, viennaphoto.at – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.0 at

Nach einem sehr schönen Fotowalk durch den Botanischen Garten des Belvederes sind wir im Cafe Schwarzenberg eingekehrt.
Das ist ein richtig altes Wiener Kaffeehaus, traditionell mit ein paar Oberkellnern (ja hier ist jeder Kellner ein Oberkellner) die alle, ohne Ausnahme, ein wenig grantig ins Geschäftsleben schauen. Eilig darf man es in so einem Traditions-Kaffehaus nicht haben, ein echter Wiener Oberkellner wird einen nämlich zunächst geflissentlich ignorieren um dann grantelnd, irgendwann, die Bestellung aufzunehmen.
Wir haben auch bald einen kleinen Tisch, mitten im Lokal gefunden. Rechts neben uns eine junge Familie mit Baby und Kinderwagen. Links daneben ein junges Pärchen, das sich verliebt in die Augen geschaut hat. Hinter uns, in einer Fensternische, da saß ein älteres Ehepaar, jeder hatte ein Glas “Gspritzten” vor sich.
Für meine Mitleser, die nicht Wienerisch sprechen, das ist eine Weinschorle.
Die Beiden haben sich angeregt unterhalten, bis der Kellner ihnen das Mittagessen gebracht hat, es könnte auch sein, dass es das Abendessen war, denn es war ja schon fast 17.00 Uhr.
Das haben die Beiden dann schweigend eingenommen und sich danach nochmal jeweils einen Gspritzten bestellt.
Nachdem der Kellner das Geschirr weg geräumt hat, packten beide ihre Handys aus und wischten, weiterhin schweigend, darauf herum.
Beim dritten Gspritzen wurden sie dann gesprächiger und die Handys verschwanden wieder.
In der Nische daneben saßen 2 Männer, beide haben Zeitung gelesen, traditionell die aus Papier, kein Handy in Sicht. Dabei gab es doch in dem Lokal Free-WLAN.

Ernest & Dida

Ernest & Dida

Um Punkt 17.00 Uhr setze sich eine Dame ans Klavier und spielte “Ballade pour Adeline” und gleich danach setzte ein wunderbarer Geiger mit ihr das Cafekonzert fort. Wie wir später im Internet recherchieren konnten, heißen die zwei “Ernest und Dida”. Sie spielen regelmäßig dort, am Wochenende ab 17:00 Uhr sowie Donnerstags und Freitags ab 19:30 Uhr.
Die Musik der beiden gab unserem Kaffeehausnachmittag jedenfalls einen unheimlich gemütlichen Touch. 

 

Tee im Cafe

Tee im Cafe

 

Erwähnenswert wäre noch, dass der Tee den ich getrunken habe, ausgezeichnet geschmeckt hat.
Die Sorte heißt „Vanillekipferl“ und genau so hat er auch geschmeckt. Den gibt es nur von November bis März. Ich vermute, dass es  eine Winteredition ist und es ab April  dann sommerlichen Tee geben wird. Die Musiker haben sich von meinem Mann fotografieren lassen und wir haben dann auch noch ein paar Euro ins Schweinderl geworfen, als Dank für die wirklich gelungene musikalische Unterhaltung.‘

Das ältere Pärchen war dann, als wir gegangen sind beim fünften Gspritzen angelangt und haben noch keine Anstalten gemacht zu gehen.