Irgendwie…..

… stehe ich heute komplett neben mir.
Und ich hab keine Ahnung warum.
Den Mondkalender hab ich schon befragt, aber Vollmond ist erst nächste Woche, das kann es also nicht sein.

Heute hab ich mich trotzdem aufgerafft und bin zum Friseur gegangen, ich hab nämlich schon ganz fürchterlich ausgeschaut. 2 cm Nachwuchs, das halte ich nur schwer aus, wenn ich mich in den Spiegel schau.

Bei meinem Friseur werden jede Menge Lehrlinge ausgebildet, auf eine wirklich sehr nette Art und Weise. Und heute hat mir ein männlicher Lehrling die Haare gefärbt. Er hat das zum ersten Mal in der Art gemacht, wie meine Haare zu Farbe kommen müssen.
Ich hab ja 3 Farben am Kopf und das ist gar nicht so einfach zu machen, laut der Lehrmeisterin.
Aber er hat seine Sache sehr gut gemacht, auch wenn er am Anfang etwas nervös war.
Ich hab ihm dann auch ein nettes Trinkgeld gegeben und da hat er übers ganze Gesicht gestrahlt.

Nach dem Friseur war ich dann noch einkaufen und dann musste ich am S-Bahnhof eine Weile warten auf die nächste Bahn und dort hab ich ein echt nettes Gespräch mit eine Frau geführt, die mit einem Rollator unterwegs war und die mir ihr Leid geklagt hat, dass das Ein- und Aussteigen mit dem Gefährt gar nicht so einfach wäre, weil zwischen der Bahnsteigkante und dem Einstieg in den Waggon ein breiter Spalt ist und sie Angst hat mit den Rädern des Rollators dort hängen zu bleiben.

Ich hätte ihr gern geholfen, aber da die nächste Bahn eine alte Garnitur war, mit 3 Stufen zum Einsteigen, ist sie sitzen geblieben und musste arten bis eine Bahn kommt mit ebenen Einstieg.
Da ist es mir wieder bewusst geworden, dass ich echt gut dran bin, auch wenn mir meine Knie weh tun, ich kann noch Stiegen steigen und normal laufen.

Manchmal braucht man so einen kleinen Schubbs, damit man weiß, wie gut es einem doch geht.


Plauderei im Cafe – Der Zug fährt ab……

Im Cafe ist heute viel los, draußen schneit es und alle die rein kommen schauen aus wie Schneemänner.
Im Eingangsbereich hat sich schon eine große Pfütze gebildet, von dem Schnee den jeder mit seinen Schuhen mitbringt.
Der Jo hat schon Lappen hergerichtet, mit denen er oder die Serviererin diese Wassermassen versuchen zu bändigen.
Und alle wollen schnell was Warmes zu trinken haben, weil sie doch etwas durchgefroren sind.
An einem der Tische sitzen Klaus und Julie, ein ganz liebes Pärchen, das sich jeden Tag hier trifft.
Den Klaus kennt der Jo schon seit den Kindertagen und so setzt er sich schon mal für ein paar Minuten zu den Beiden, wenn es der Betrieb erlaubt.
Heute erzählt ihm der Klaus eine lustige Geschichte und da er ein wenig ein lautes Organ hat, kann das ganze Cafe mithören.
Und der Klaus kann auch noch recht gut erzählen.
Also Klaus fährt jeden Tag mit der Bahn ins Büro und wieder nach Hause:
In den letzten Tagen haben die Züge aber leider oft Verspätung oder fallen ganz aus.
So auch Klaus sein Zug. Auf der Tafel steht, dass der Zug wegen Bauarbeiten auf der Strecke heute ausfällt.
Klaus schaut also am Fahrplan nach und entdeckt einen Zug,, wo er zwar umsteigen muss, aber der annehmbar ist, in 10 Min.
“Na da hab ich ja direkt Glück im Unglück gehabt” lacht er fröhlich.
Aber 10 Min auf dem Bahnsteig stehen, das war ihm doch zu ungemütlich, also rein ins Bahnhofsgebäude. Da weht ihm der Duft von Kaffee um die Nase.
“Ein Coffee to Go” müsste sich in 10 Min doch ausgehen denkt er sich und läuft die Treppe zur Cafeteria hinunter. Die Rolltreppe lässt er links liegen, denn da müht sich ein Mann grad mit seinem Koffer ab, um den auf die geeignete Position auf der fahrenden Treppe zu bekommen.
In der Cafeteria stehen drei Personen vor ihm. Also warten. Ein Blick auf die Uhr sagt ihm, dass er noch 7 Minuten Zeit hat.
Der erste Mann am Tresen ist schnell bedient und weg, also noch zwei Leute.
Klaus schaut sich um ob da nicht vielleicht noch irgendwo eine weitere Bedienung ist, aber er kann kein entdecken.
Blick auf die Uhr, noch 6 Minuten.
Der Mann der bedient wird kramt umständlich seine Münzen aus der Geldtasche, ihm fehlen 20 Cent.
Die Bedienung zuckt die Schultern und will den Coffee to go schon weg nehmen, denn wenn er zu wenig Geld hat, gibts auch keinen Kaffee.
Klaus greift in seine Jackentasche und zaubert ein 50 Centstück heraus, legt es auf den Tresen und sagt”Stimmt so”
30 Cent Trinkgeld für einen Coffee to go ist seiner Meinung nach eh fürstlich, aber er hofft, dass der vor ihm jetzt flotter bedient wird, denn inzwischen soll sein Zug in 4 Minuten kommen. Und er muss ja auch noch die Treppen wieder hoch zum Bahnsteig.
Der dem er die 50 Cent gespendet hat, schaut ihn dankbar an und trollt sich. “Der nächste bitte ” ruft die Bedienung und Klaus denk “Himmel, wir sind doch nicht beim Arzt”
Der will einen Caffe Latte und die Bedienung muss Milch nachfüllen, aber dann ist es geschafft und Klaus bestellt seinen Kaffee – schwarz bitte.
Noch 2 Minuten. Klaus trippelt von einem Fuß auf den anderen, legt sein Geld hin, wieder mit Trinkgeld, was ihm einen freudigen Blick der Bedienung einträgt.

Er schnappt seinen Becher , hängt sich seinen Rucksack wieder um und stürmt die Treppen hoch.
Noch 1 Minute…..
Er hört irgendeine Ansage durch den Lautsprecher, sowas wie *Nicht mehr einsteigen, Zug fährt ab*

Da steht sein Zug…… nur noch wenige Schritte, aber die Tür lässt sich nicht mehr öffnen und…….. weg ist er.

Entsetzt schaut Klaus dem abfahrenden Zug nach, sieht nur noch die roten Schlusslichter und  einen Bahnbeamten der ihm entgegen kommt.
“Wieso ist der Zug denn jetzt weg ??” fragt Klaus, der Beamte aber deutet nur auf die Anzeige mit der Uhrzeit und zuckt die Schultern.
Na das war ein Tag, jetzt musste Klaus wieder eine halbe Stunde warten bis der nächste Zug ihn nach Hause bringen würde.
Klaus behauptet felsenfest, der Zug wäre früher abgefahren.
Der Jo lacht sich weg und fragt ihn ob wenigstens der Kaffee gut war ?
Das weiß Klaus gar nicht mehr wirklich, er hat nämlich den Becher irgendwo am Bahnsteig abgestellt, weil ihm der Gusto auf Kaffee vergangen war.

Da holt ihm der Jo einen großen schwarzen Kaffee und sagt zum Klaus ” der geht aufs Haus – ohne Trinkeld, damit du weißt was ein guter Kaffee ist”

Ihre Fahrausweise, bitte….

busKontrollorgane in den öffentlichen Verkehrsmittel nennt man in Wien auch Schwarzkappler.
Früher mal, mussten diese Kontrollore  Uniformen tragen, mit schwarzen Kappen und man hat sie schon von Weitem erkannt und wenn wer ohne Fahrschein unterwegs war, hat der sicher auch gleich das Weite gesucht. Daher verkehren die *Schwarzkappler* jetzt in Zivil.

Also, ich fahr, wie immer, mit dem Bus, sitzt mir gegenüber ein junger Mann und neben mir eine ältere Dame.
Die Dame kramt wie wild in ihrer Tasche, nimmt Geldbörse und Schlüsselbund heraus, schüttelt die Tasche, zieht ein Taschentuch raus und steckt es verschämt, weil benutzt, in die Manteltasche, schüttelt die Tasche nochmal und dann den Kopf, seufzt und kramt weiter in ihrer Tasche.
Offenbar sucht sie etwas und findet es nicht. Langsam wird es ihr zu blöd und sie leert die Tasche auf dem Sitz neben dem jungen Mann einfach aus. Der schaut ziemlich verdutzt, sagt aber kein Wort.
Dann hat die Frau einen Geistesblitz und öffnet ihre Geldtasche und ist sichtlich erfreut, denn sie hat das Objekt ihrer Begierde gefunden – den Fahrschein.

Der junge Mann, vis a vis von mir lächelt ihr nun sehr freundlich zu, greift in seine Brusttasche und nimmt seine Dienstmarke heraus – *Ihre Fahrausweise bitte*
Die Dame neben mir ist so erleichtert, dass sie ihren Fahrschein vorzeigen kann, dass sie fast vergisst ihren Kram, den sie auf den Nebensitz gekippt hat, wieder einzuräumen.

Alle umstehenden und umsitzenden Leute lächeln plötzlich freundlich, was ja sonst in Anbetracht eines Schwarzkapplers eher nicht so üblich ist. Man freut sich einfach mit der alten Dame mit.

Der Schwarzkappler, Verzeihung – der Kontrollor,  hätte ja schon früher seine Marke zücken können und damit die Frau in eine arge Bedrängnis bringen können.
Also ich finde, dass das mal eine nette Geste war.

 

Urheberrechte/© Andrea Voss