4. Adventsonntag

Was mir heut passiert is – i kann’s gar net fassen! A Autofahrer hat mi umigehn lassen! Aus Hupen und Schrein hat der Mensch ganz vergessen, is freundlich und still hintern Lenkradl gsessen. I deut’ auf mein Kopf, denn i hab mi nur gwundert, daß’ so was no gibt, in unsern Jahrhundert!

Und no was is gschehn heut. I kann’s gar net glauben: Der Pomeisl-mir san ja bös wegn die Tauben, er wohnt ober mir, und des boshafte Luader streut Sommer und Winter am Fensterbrett Fuader – der grüaßt mi heut scheißfreundlich: “Gelns, grauslich, die Patzen! I füader jetzt nur mehr im Stadtpark die Spatzen.”

Beim Bäcken hat mi ane vualassen wollen, mei Freundin is kummen, die Schulden mir zahlen, die Strassenbahn bleibt wegn mir sogar stehn, a fremde Frau grüaßt mi – i hab’s no nie gsehn – Wo san ma ? Was is denn ? Es weihnachtelt sehr! Aber nur a paar Tag, Und des is des Malheur.

Trude Marzik

3. Adventsonntag

3. Adventsonntag

 

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus, den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin, bereit —
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke