Plauderei im Cafe- Second Hand

Zeichnung: Dominik Voss

Auch im kleinen Cafe vom Jo ist der Alltag eingezogen.
Die Weihnachtsdekoration ist weg geräumt und hat frischen Blumen auf den Tischen Platz gemacht.
Jo hat neue Bezüge für die Polster besorgt und das gibt dem Lokal einen frischen Eindruck.
Die Stammgäste freuen sich über diese angenehme Atmosphäre, nur die Frau Winter hat gemeckert, aber das ist ja nichts Neues, die meckert ja immer.
Seit sie im Lotto gewonnen hat, trinkt sie jeden Tag ihren Kaffee beim Jo, manchmal sogar mit einem Kipferl dazu.
Heute ist nicht viel los im Cafe, aber es ist auch noch früher Vormittag und da treffen sich meist einige Hausfrauen auf einen Kaffee zum Tratschen, zwei Gruppen bevölkern die bequemen Sitze des Lokals.
Einmal eine Runde älterer Damen, die auch ihr Handarbeitszeug mit dabei haben und strickend und häkelnd Erfahrungen austauschen, so unter dem Motto, früher war alles besser.
Und die zweite Runde bestand aus vier Frauen um die 30, die vor der Kaffeklatschrunde ihre Kinder zur Schule gebracht haben. Sie haben ihre Einkaufstaschen mit und wollen anschließend zum Markt um Obst und Gemüse zu holen.
Eine der Damen fragt, relativ laut, wo man denn jetzt nach Weihnachten einen Übergangsmantel her bekommen würde.
“Bitte, was ist denn ein Übergangsmantel?” fragen die drei Anderen wie aus einem Munde.
Die Fragerin zuckt die Schultern und versucht zu erklären, dass sie einen leichten Mantel sucht, den sie in der Übergangszeit von Winter auf Sommer tragen könnte.
“Also einen Frühjahrsmantel ? Aber wer braucht denn sowas ? Es gibt doch keinen Übergang mehr, genauso wie es keinen Frühling mehr gibt”
Nun das ist wohl eine gewagte Aussage, aber im Grunde meinte die junge Frau wohl, dass es sich gar nicht auszahlt, sich so ein Kleidungsstück zuzulegen.
“Du könntest in ein Second Hand Geschäft gehen, vielleicht haben die in der Vintageabteilung so einen Mantel.”
Die Sprecherin wollte irgendwie witzig erscheinen, aber die die gefragt hat, war gleich Feuer und Flamme.
“Großartige Idee, weißt du wo hier in der Stadt so ein Laden ist ?”
“Keine Ahnung”, keine der anwesenden Freundinnen hatte eine Idee.
Die Frau Hilde, die frisch gebackene Kuchen brachte, hat einen Teil des Gesprächs mitgehört und mischt sich leise in das Gespräch ein.
“Gleich hier um die Ecke und dann zwei Gassen weiter gibt es so ein Geschäft. Ich hab dort schon öfter von meinen Sachen etwas hin gebracht. Die Dame die den Laden führt ist sehr nett und berät sicher gerne.
Da bedankten sich alle 4 sehr für die nette Auskunft und rufen den Jo gleich zum Zahlen.
Sie haben beschlossen, alle 4, dort hin zu gehen und sich umzusehen, denn jede war überzeugt, dass es da sicher noch viele andere interessante Kleidungsstücke geben könnte.

Die Frau Winter, die bisher Zeitung gelesen hat, war ganz erstaunt, dass so junge, moderne Frauen sich für gebrauchte Kleidung interessieren.
“Die haben das doch nicht nötig, dass sie sich Lumpen kaufen müssen”
Aber die Frau Hilde hat sie schnell aufgeklärt, dass Second Hand nicht gleich Lumpen bedeutet.
Viele Leute geben ihre, mitunter sehr teure Kleidung, in solche Geschäfte zum Wiederverkauf, weil ihnen leid ist, sie weg zu werfen.
Das leuchtet sogar der Frau Winter ein und sie beschließt sich den Laden auch mal anzusehen, später, wenn die jungen Frauen weg sind, damit sie dort nicht gleich gesehen wird.

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