Der Herr Jakob, am Fenster zur Straße (9)

herrjakob_klLang ist es her, dass ich euch vom Herrn Jakob erzählt habe.
Er sitzt immer noch gerne am Fenster und schaut den Leuten zu, wie sie durch den Tag hetzen.
Vis a vis ist ja nun der Würstelstand. Alle haben befürchtet, dass es ganz schlimm werden wird, aber irgendwie gehört das Standel jetzt schon zum Alltag. Und gar so uninteressant ist es gar nicht, denn es sind eine Menge neuer Leute in die Straße gekommen.
Zuerst die, die nur schauen wollten, dann die die, mal eine Wurst gekostet haben und dann die die jeden Tag kommen.
Einer davon ist der Pepe. Pepe dürfte Alkoholiker sein, denn er kauft schon am frühen Morgen die erste Dose Bier am Stand.
Da hat der Supermarkt am Ende der Straße noch nicht offen, daher kommt er zum Würstelstand und da trifft er auch meist einige seiner Freunde, die ebenfalls schon am Morgen Bier trinken.
Der Charly, das ist der Verkäufer am Stand, der sorgt aber dafür, dass die Herren mit dem Bier leise sind, sonst verscheucht er sie vom Platz, denn Randale kann er sich nicht leisten.
Der Pepe kommt auch manchmal zum Herrn Jakob ans Fenster. Zuerst hat er ihm auch wollen eine Dose Bier andrehen, aber der Herr Jakob trinkt unter Tags keinen Alkohol, höchstens mal am Abend zum Essen ein Glas, also hat er dankend abgelehnt, sich aber mit dem Pepe ganz nett unterhalten.
Pepe ist über 60 und schon in Pension, seine Frau ist mit einem jüngeren Mann abgehauen, erzählt er so zumindest und seither ist ihm stinklangweilig. Irgendwann hat das mit dem Biertrinken angefangen. Pepe weiß, dass ihm das eigentlich nicht gut tut, aber er kann nicht aufhören, sagt er zumindest.
Dabei war der Pepe mal ein fescher, ehrgeiziger Mann, der einen guten Job hatte, ein großes auto und eine schöne Wohnung.
Alles weg, sagt der Pepe, alles nur weil seine Frau mit einem jüngeren Mann abgehauen ist.
Na ja, Schuld ist also die Frau vom Pepe.
Der Herr Jakob schüttelt manchmal den Kopf, wenn der Pepe so über seine Exfrau herzieht. Er wird schon auch seinen Teil beigetragen haben, meint der Herr Jakob, aber das streitet der Pepe natürlich ab.
Die Frau Matzner, die wieder mal vorbei gekommen ist um Eine zu rauchen, findet es auch nicht gut, dass der Pepe so viel trinkt. Sie kennt ihn von früher, als er für seine Frau noch Blumen bei ihr gekauft hat. Nur seine Frau hat sie nie zu Gesicht bekommen. Das fand sie immer schon etwas komisch.
Gegen Mittag verschwindet der Pepe meistens, da hat er dann schon seine 3 oder 4 Dosen Bier intus und geht heim, eine Siesta machen, wie er lautstark verkündet. Und so gegen 16.00 Uhr kommt er noch mal, da scheint er wieder nüchtern zu sein, nachdem er ein paar Stunden geschlafen hat.
Wenn dann die meisten Geschäfte in der Straße zusperren verschwindet auch der Pepe wieder. Wie und wo er seine Abende verbringt weiß niemand.
Irgendwie ein armer Teufel, der Pepe, sagt der Herr Jakob zur Frau Matzner.
Die nimmt einen tiefen Zug an ihrer Zigarette und sagt auch “Bis Morgen, Herr Jakob” und geht heim.

Ja der Alkohol……….

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