Herr Jakob, am Fenster zur Straße

herrjakob_klIhr erinnert euch sicher, dass vor einiger Zeit der Gemüsehändler, vis a vis vom Fenster des Herrn Jakobs verstorben ist. Seine Frau hat unmittelbar danach das Geschäft aufgegeben.
Die Leute in der Straße waren gespannt was denn nun für ein Laden in das kleine Geschäft einziehen würde.
Lange passierte gar nichts und man hatte sich schon an den leeren, kahlen Laden gewöhnt, als eines Tages die Fensterscheiben mit Packpapier zugeklebt waren und man aus dem Inneren Klopf- und Bohrgeräusche hörte.
Und bald darauf stand eine Art Wohnwagen vor dem früheren Gemüsegeschäft.
Der Herr Jakob fand das sehr seltsam, aber keiner der anderen Geschäfteinhaber wusste Bescheid, was da vor sich ging.
Doch dann kam die Frau Matzner vom Blumengeschäft und klopfte ans Fenster vom Herrn Jakob.
Sie zündet sich unter Räuspern eine Zigarette an und machte ein verschwörerisches Gesicht.
Endlich weiß man was es mit dem Wohnwagen und dem leeren Geschäft auf sich hat.
Der Wohnwagen ist nämlich gar kein Wohnwagen, sondern ein Würstelstand. Und in dem kleinen Geschäft, das früher eine Gemüseladen war, da soll dasa lager für den Stand hinkommen.
Eröffnung wird am nächsten Tag sein und der Würstelstand darf sogar 2 kleine Tische mit Sesseln auf dem Gehsteig aufstellen.
Der Herr Jakob ist darüber aber gar nicht amüsiert, denn der Wohnwagen, der ein Würstelstand werden soll, steht ja verkehrt zu seinem Fenster und die Tische und Sesseln werden von dem Wohnwagen verstellt, also er wird davon nichts zu sehen bekommen.
Auch die anderen Geschäftsleute sind nicht grad begeistert, vor allem die Bäckerei nicht, die den Gestank von den gebratenen Würsteln fürchtet.
Inzwischen sind eine Horde von Männern aufgetaucht, mit Aktenkoffern und Laptop, die rund um den neuen Würstelstand gehen, da und dort einen Kontrollblick werfen und dann wieder verschwinden.
Der andere Pulg an Männern verschönert den Wohnwagen, befestigt Luftballons und Lautsprecher auf dem Dach, hängt Kunstblumen an die Fenster und räumt einen Lieferwagen aus, Kartons und Kisten mit Bierflaschen, Pakete mit Würsten und Gläser mit Gürkchen, eingelegte Paprika und Kübeln mit Senf und Mayonaise.
Der Herr Jakob kommt aus dem Staunen nicht heraus. Und es steigt auch ein wenig Ärger in ihm hoch, denn er befürchtet, vermutlich zu recht, dass der morgige Tag laut und lang werden könnte.
Als die Frau Matzner das nächste Mal zum “eine rauchen” – es ist heute schon die fünfte – vorbei kommt, klagt er ihr sein Leid und erntet nur Zuspruch, denn auch die Frau Matzner fürchtet um ihr Blumengeschäft, wenn da jede Menge Leute am Würstelstand ihr Bier konsumieren wird, weil Blümchen für die Frau Gemahlin wird diese Klientel sicher nicht kaufen wollen.

Urheberrechte © Andrea Voss

Ein Kommentar

  • lifetellsstories

    Ja, so ist es. Zuerst wird sich beschwert, weil der Laden leer steht, dann sind alle neugierig und gespannt, was oder wer dort hinein kommt und dann passt es niemand. Aber bestimmt wird die Eröffnung interessant und alle Anwohner sind da oder haben zumindest einen Blick auf den Würstelstand. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
    Ich wünsche Dir einen gemütlichen Sonntagabend und schicke viel liebe Grüße
    Astrid

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