Frau Huber und der neue Hut

frauhuber1Es wird Frühling bzw bald Sommer und Frau Huber stellt fest, dass ihr Sommerhut nicht mehr so wirklich gut aussieht. Also beschließt sie, ein neuer Hut muss her.
Nur wo bekommt man heutzutage denn so eine Kopfbedeckung her ? Hutgeschäfte gibt es kaum noch.
Die Liesel im Kaffeehaus hat ihr den Tipp gegeben, es doch in einem Kaufhaus zu versuchen, da soll es Hutabteilungen geben. Aber auch Kaufhäuser sind in Wien nur sehr spärlich zu finden.
Eins soll in der Innenstadt sein, das als ziemlich teuer bekannt ist.
Die Frau Weber, ihre Nachbarin meinte, sie könnte sich einen Hut ja auch online bestellen, aber die Frau Huber hat immer noch keinen PC und daher auch kein Internet. Auch wenn die Frau Weber ihr anbietet, dass sie ja bei ihr schauen dürfe, das war nicht wirklich das was die Frau Huber sich vorgestellt hat.
Sie möchte den neuen Hut anprobieren, sich in den Spiegel schauen und den Hut nur dann kaufen, wenn sie sich damit im Spiegel gefällt. Das geht beim Kauf im Internet ja nicht.
Auch wenn das Kaufhaus als teuer bezeichnet wird, die Lintschi will sich dort einfach mal umsehen.
Und so macht sie sich am nächsten Tag auf, um mit der U-Bahn in die Innenstadt zu fahren.
Sie fährt ja nicht gerne und daher auch nicht oft mit der U-Bahn. Um sie herum wuseln die Leute nur so herum, jeder scheint es eilig zu haben – bis auf den jungen Mann vor ihr. Er schleicht richtig dahin, hat ein Buch in der Hand und liest im Gehen.
Zwar findet die Frau Huber es toll, wenn junge Leute lesen, aber im Gehen und auf der Rolltreppe, das ist schon ungewöhnlich und auch ein wenig gefährlich.
Die Frau Huber schaut sich daher lieber nach einem Aufzug um und findet den auch, muss dann aber dort etwas warten, weil einige junge Mütter mit ihren Kinderwägen den Aufzug besetzt haben. Das macht ihr aber nichts aus, denn sie hat ja Zeit.
Am Bahnsteig angekommen, steht wieder der Junge neben ihr, der nach wie vor in seinem Buch liest. Die Frau Huber wäre echt neugierig, was denn das für ein Buch ist, das den jungen Mann so fesselt. Aber man kann am Deckel des Buches den Titel nicht erkennen.
Und da kommt auch schon die Bahn, die Türen gehen auf und die Leute marschieren schnurstracks zum Einstieg, die Leute die aussteigen wollen müssen sich richtig rauskämpfen.
Da schüttelt die Frau Huber nicht nur innerlich den Kopf, sie hat als Kind noch gelernt, dass man zuerst die Fahrgäste aussteigen lässt, aber daran scheint sich heute niemand mehr zu halten.
Es dauert wirklich nur ein paar Minuten und schon ist die Frau Huber in der Innenstadt, gleich visavis vom Ausstieg findet sie diesmal ganz schnell den Aufzug, der noch dazu ganz leer ist und der sie auch pfeilschnell an die Oberfläche fährt.
Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen steht sie nach dem Aussteigen, in einer Einkaufspassage, vor einem Hutgeschäft. So als ob ihr Wunsch ans Universum in Erfüllung gegangen wäre.
Sogar eine sehr freundliche Verkaufskraft stellt sich ihr beratend zu Seite und die Frau Huber findet auch sogleich einen Hut, der ihr gefällt, der ihr passt und mit dem sie im Spiegel gut aussieht.
Über den Preis breitet sie den Mantel des Schweigens, aber sie gönnt sich ja sonst nichts, denkt sie lachend, packt ihre Neuerwerbung in eine Schachtel und macht sich mit der U-Bahn zurück auf den Heimweg.
Erst als sie schon in der U-Bahn sitzt fällt ihr auf, dass sie zwar in der Innenstadt war, aber den Stephansdom gar nicht gesehen hat.

2 Kommentare

  • lifetellsstories

    Der Stephansdom läuft ihr ja nicht weg. Der steht auch bei ihrem nächsten Besuch in der Hauptstadt noch an Ort und Stelle. Aber der Hut sitzt dann wahrscheinlich auf Frau Hubers Kopf und so geschmückt, kann sie dann den Stephansdom in aller Ruhe besuchen.
    LG
    Astrid

  • Kitty

    Ich freu mich, wieder Geschichten von “unserer” Frau Huber zu lesen! Danke!

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