Frau Huber und die Männer

frauhuber1Seit geraumer Zeit telefoniert die Frau Huber jeden Abend nicht mehr nur mit dem Herrn Hans sondern auch mit dem Herrn Haller.
Inzwischen ist das ja der Emmanuel, sie sind ja jetzt auch per DU.
Dem Herrn Hans passt die ganze Sache nach wie vor nicht, er reagiert immer sehr eifersüchtig und darüber muss die Frau Huber schmunzeln “Alter Depp” nennt sie den Herrn Hans dann in Gedanken.
Aber sie freut sich auch ein wenig darüber, dass in ihrem Alter es noch Männer gibt, die auf sie so reagieren.
Dem Emmanuel ist der Herr Hans egal, er freut sich einfach, dass da jemand ist, mit dem er sich austauschen kann.
Er ist ja inzwischen in das Appartement im Pensionistenheim gezogen und fühlt sich dort auch schon recht wohl, obwohl er natürlich seine Werkstatt sehr vermisst.
Er hat einen Teil seines Uhrmacherwerkzeuges ins Heim mitgenommen und schaut hier manchmal die Uhren der Mitbewohner an, die sich sehr darüber freuen, dass sie nicht irgendwohin laufen müssen um ihre alte Uhr reparieren zu lassen. Und der Herr Haller hat eine Aufgabe.
Nun hat der Herr Emmanuel die Frau Huber schon ein paar Mal eingeladen, ihn besuchen zu kommen und ihr auch eine Tasse Tee versprochen. Am vergangenen Sonntag hat sich die Lintschi nun auf den Weg gemacht und ist zu dem Pensionistenheim gefahren. Zweimal hat sie umsteigen müssen, jedesmal war der Bus sehr voll und sie hat sich überlegt ob die Leute wohl alle zu Besuch in dieses Heim fahren würden.


Aber am Weg dorthin ist ein Friedhof und da sind die meisten Menschen ausgestiegen.
Die Frau Huber hat sich dann gedacht, dass das nicht so toll ist, wenn die Leute die alten Menschen erst wieder besuchen, wenn sie am Friedhof liegen.
Und da hat sie sich gleich gefreut, dass sie die Einladung vom Emmanuel angenommen hat und ihn heute besuchen wird. Auf den Tee mit ihm freut sie sich auch, obwohl sie eigentlich lieber Kaffee trinkt, aber beim Herrn Haller hat halt der Pfefferminztee Tradition.
Das Heim schaut eigentlich aus wie ein Hotel, stellt die Lintschi gleich zu Beginn fest. Hat eigentlich so gar nichts von einem Altersheim.
Eine freundliche Frau weist ihr den Weg zum Zimmer vom Herrn Haller und der steht auch schon in der offenen Tür und umarmt die Frau Huber zur Begrüßung ganz herzlich.
Die Frau Huber lacht sich ins Fäustchen und denk: Wenn das der Hans sehen könnte, der tät zerspringen.
Das Appartement schaut richtig freundlich aus, es stehen einige Möbel drinnen, die der Herr Emmanuel mitgebracht hat und es gibt eine Miniküche, aus der es nach Pfefferminztee duftet. Auch ein paar Kekse hat der Herr Haller gekauft, die er nett auf einem Teller drapiert hat und zum Tee auf den Tisch stellt.
Die Frau Huber hat dem Herrn Haller einen kleinen Blumenstock mitgebracht, für sein neues Zuhause.
Das Blumenstöckchen stellen sie gemeinsam aufs Fensterbrett. Und freuen sich über den Farbklecks den es nun auf der Fensterbank gibt.
Die Frau Huber möchte nun auch noch gern den Balkon sehen. Da stehen zwei Sesseln, mit bunten Pölstern und ein kleiner Tisch draußen. Allerdings ist es noch zu kalt zum Draußensitzen.
Sie plaudern wieder ganz ungezwungen und fröhlich, die beiden alten Leutchen und der Herr Haller streichelt ab und zu über die Hand der Frau Huber, die diese nicht einfach weg zieht, weil sie das ganz besonders lieb findet. Die zeit vergeht wie im Flug und die Frau Huber drängt zum Aufbruch, dann sie möchte nach Hause kommen, ehe es finster ist.
Das versteht der Herr Haller sehr gut und er nimmt der Frau Huber auch noch das Versprechen ba, dass sie ihn gleich anruft, wenn sie zu Hause ist. Damit er weiß, dass sie gut angekommen ist.
Zum Abschied gibt ihr der Herr Haller ein Busserl auf die Wange. Da wird die Frau Huber direkt ein wenig rot und sie dreht sich ganz schnell um und geht.
Im Bus muss sie dann wieder schmunzeln und denkt sich: “Hab ich da jetzt zwei Männer an der Backe ?”

Was meint ihr, wird das noch was mit der Frau Huber und dem Herrn Haller ?

 

Urheberrechts/© Andrea Voss

7 Kommentare

  • Susanna

    Total lieb und wie es aussieht ist der Hans nicht ohne Grund eifersüchtig ;-) Das einzige was mir nicht ganz so gefällt ist die Bezeichnung “Heim”. Meine Tante wohnt auch schon viele Jahre in ihrer kleinen Wohnung in einem Pensionistenwohnhaus (Haus Prater), und wenn ich das richtig interpretiere dann hat der Herr Haller dort ja auch eine kleine Einzimmerwohnung, mit Bad/WC, Kochnische und sogar Balkon. “Heim” hat für mich so einen negativen Nachgeschmack ;-)))

    • Ok, “Pensionistenwohnhaus” klingt besser als “Heim”
      Man ist dort ja im Grunde vogelfrei, man muss nur zum Frühstück anwesend sein oder sich entsprechend abmelden, falls man auf Urlaub geht oder man auswärts nächtigt.

  • Zuneigung, Liebe, Leidenschaft passen in jedes Alter! Ich glaube (je älter ich werde), dass sich daran nichts wesentliches ändert, nur weil man älter wird und nicht mehr jugendlich ist….

    • Unbedingt, liebe Friederike.
      Allerdings dürften viele “Junge” damit ein Problem haben.
      Erst heute hab ich gehört: “Was führen sich die Alten so auf, die sind keine 20 mehr”
      Da haben sich zwei ältere Menschen auf der Straße geküsst. Nicht mal sehr intim.
      Die Jugendlichen die vorbei gegangen sind haben sich darüber echauffiert.
      Fand ich irgendwie passend oder eher unpassend zur heutigen Frau Huber Geschichte.

  • Fabsi

    Ich glaube, in dem Altern sind die Beziehungen zwischen Mann und Frau anders als im jungen Alter … und ich würd mich freuen, wenn das mit den beiden was wird :)

    • Sicher ist Liebe und Beziehung im Alter anders, aber es sollte nicht unmöglich sein, denke ich !

      • Fabsi

        Also ich bin der festen Ansicht, dass es keinesfalls unmöglich ist, warum auch? Ich könnte mir aber vorstellen, dass die heute “alte Generation” (70+) von ihren Einstellungen und Werten vielleicht noch anders ist, als wenn die heute 30jährigen mal in dem Alter sind.

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