Frau Huber und die Glückwunschkarte

frauhuber1Jeden Morgen beim Frühstück schaut Frau Huber auf ihren Kalender. Dort hat sie die Geburts- und Namenstage der Familie und der weiteren Verwandschaft und auch von Freunden eingetragen.
Viele davon hat sie leider schon durchstreichen müssen, weil die Leute gestorben sind.
Diese Woche hat nun eine Cousine Geburtstag.
Die wird 70. So jung wäre ich auch gern nochmal, denkt die Frau Huber.
Also wird sie sich heute auf den Weg ins Papiergeschäft machen und eine Glückwunschkarte kaufen, die sie ihrer Cousine Marianne schicken wird.
Die Sonne scheint und es ist gar nicht kalt, also zieht Frau Huber den Mantel ohne Schal an und die Halbschuhe, weil Schnee ist keiner zu erwarten, daher braucht sie auch keine Stiefel.
Das Papiergeschäft ist in der Fußgeherzone und Frau Huber überlegt ob sie die 2 Stationen bis dahin mit dem Bus fahren soll oder besser gehen und entscheidet sich dann dafür zu gehen, denn Bewegung tut ihr gut.
Sie kommt auch am Geschäft vom Herrn Haller vorbei, das nun tatsächlich schon geschlossen ist.
Der Herr Haller hat ihr aber bereits die neue Adresse vom Pensionistenheim und auch seine Handynummer gegeben und die Frau Huber nimmt sich vor, ihn am Abend anzurufen, aber erst nachdem der Herr Hans sie angerufen hat, damit ihr Telefon nicht besetzt ist, wenn der Herr Hans seinen Abendanruf tätigt, denn sonst ist er wieder eifersüchtig.
In der großen Einkaufsstraße angekommen, ist die Frau Huber ganz entsetzt, denn das Papiergeschäft gibt es auch nicht mehr.

In der Auslage prangt ein großes Plakat, dass alles abverkauft worden ist und man schließt.
Das tut der Frau Huber echt leid, dann sie hat dort sehr gerne eingekauft.
Nun war guter Rat teuer, wo nur bekommt sie jetzt eine Glückwunschkarte her.
Nur wenige Meter weiter ist eine Trafik, (das ist  ein Zigaretten- und Zeitschriftenladen -für die Nichtösterreicher), dort wird sie sicher eine Karte kaufen können.
Und tatsächlich wird sie fündig und verlangt dazu noch eine Briefmarke.
“Liebe Dame, es gibt in der Trafik keine Briefmarken mehr” klärt sie die Verkäuferin auf.
“Nicht ?” Frau Huber ist erstaunt, “Ja wo bekomm ich die denn jetzt ?”
“Da müssen sie zur Post gehen !” antwortet die Verkäuferin und kassiert den Betrag für die Karte.
Frau Huber denkt nach, wo denn hier nun die nächste Post ist.
Die Trafikantin die ihren ratlosen Blick sieht, weist ihr den Weg zur nächsten Bankfiliale die jetzt gleichzeitig auch Post ist. So was komisches, eine Bankfiliale mit Poststelle, auch wieder so eine moderne Art der Zusammenlegung.
Na wenigstens ist die nicht weit weg. Frau Huber wandert langsam das kleine Stück zu der genannten Adresse und stellt dann entsetzt fest, dass da ein einziger Schalter offen ist und sich bereits eine lange Schlange gebildet hat.
Seufzend reiht sie sich ein, denn es nützt ja nichts, sie braucht eine Briefmarke.
Sehr bald wird allerdings ein zweiter Schalter aufgemacht und somit die Wartezeit verkürzt.
Das freut die Frau Huber, dass es da offenbar Mitarbeiter gibt, die merken wenn Not am Mann ist.
Der Kauf gestaltet sich allerdings noch etwas kompliziert, denn der Postbeamte will der Frau Huber nur eine ganze Packung Briefmarken verkaufen oder den Brief gleich entgegen nehmen und ihn maschinell frankieren.
Da Frau Huber aber weder die Karte geschrieben hat, noch die Adresse auswendig weiß, möchte sie eigentlich nur eine einzelne Marke haben.
Sie entschließt sich dann aber doch das Paket mit den Briefmarken zu nehmen, denn hinter ihr werden die Wartenden schon unruhig und der Postbeamte schaut auch schon etwas stressig aus.
Nach der Einkaufstour ist Frau Huber aber doch etwas müde und sie entschließt sich mit dem Bus nach Hause zu fahren.
So viel Aufregung wegen einer Geburtstagskarte hat sie auch noch nie erlebt.

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