Frau Huber und die Lottie

frauhuber1Ja wer ist denn nun wieder Lottie, werdet ihr euch fragen.
Die Frau ist eine kleine Geschichte wert.
Die Frau Huber ist ja eine ganz taffe Frau, trotz ihres hohen Alters ist sie noch sehr mobil und wirklich gut unterwegs. Körperlich wie geistig.
Aber manche Hausarbeit, wie Fenster putzen oder Boden aufwaschen ist ihr schon etwas beschwerlich.
Und da kommt Lottie ins Spiel.
Lottie ist die Putzfrau der Frau Huber und kommt einmal im Monat in die Wohnung der Frau Huber um grobe Arbeiten zu übernehmen.
Lottie putzt auch bei der Tochter von der Frau Huber, bei der Linda. Durch sie ist die Lottie auch zur Frau Huber gekommen.
Lottie ist eine große, sehr rundliche Person mit einem lauten Organ, wenn sie da ist, weiß man das im ganzen Haus. Sie singt und pfeift bei der Arbeit und erzählt laut von ihrer Familie. Ja und eigentlich heißt Lottie nicht Lottie, sondern hat einen unaussprechlich polnischen Namen und irgendwer, bei dem sie auch putzt, hat ihr den Namen Lottie gegeben.


Lottie trägt immer eine Kittelschürze mit großen Taschen und ein ganz eigentümlich gebundenes Tuch auf dem Kopf.
Wenn sie am Morgen bei der Frau Huber läutet, nimmt sie nicht den Lift, sondern kommt über die Stiegen, denn Lottie hat Platzangst und würde niemals freiwillig in den Aufzug einsteigen.
Sie hat immer eine große Tasche bei sich, in der sich ihre eigenen Putzmittel und “Fetz” wie sie sagt, befinden.
Die “Fetz” braucht sie um Fenster zu putzen oder Möbel zu wischen. Nie würde sie die Putzlappen ihrer Kunden benützen.
Lottie kommt zur Frau Huber immer am ersten Donnerstag im Monat.
Wenn sie die 5 Stockwerke bis zur Wohnung der Frau Huber hoch gestapft ist und dadurch völlig außer Atem ist, setzt sie sich erst Mal an den Küchentisch und bekommt ein Glas Wasser.
Die Frau Huber würde ihr ja gern einen Kaffee und ein Stück Kuchen anbieten, aber das nimmt die Lottie erst nach der Arbeit an.
Dann packt Lottie ihre “Fetz” aus und reiß die Fenster in der Huberischen Wohnung auf.
Ganz egal ob es nun Sommer oder Winter ist, alle Fenster müssen offen sein, denn Lottie ist immer heiß.
Und erst wenn das letzte Fenster blitze blank ist, werden diese wieder geschlossen.
Frau Huber sitzt jetzt im Winter dann mit Hut und Mantel in der Küche, weil ihr ist natürlich kalt, aber die Wohnung ist dann gut gelüftet und es duftet nach Zitrone, denn das Fensterputzmittel, das die Lottie mitgebracht hat, verströmt einen sehr intensiven zitronigen Duft.
Danach wird noch Bad und WC geputzt, ebenfalls mit Zitronenduft.
Lottie bezieht dann auch noch das Bett der Frau Huber und saugt sämtliche Böden.
Ab und zu werden auch noch Vorhänge gewaschen und Möbel poliert.
Dazwischen trällert Lottie lauthals polnische Lieder und duldet keine Radiomusik oder den laufenden Fernseher.
Wenn Lottie fertig ist übergibt ihr die Frau Huber ein paar Euro als Trinkgeld, denn bezahlt wird die Lottie von der Linda, die das Geld per Bank überweist.
Dann darf ihr die Frau Huber auch einen Kaffee kredenzen, ein Stück Kuchen nimmt die Lottie auch immer gern und nochmal ein großes Glas Wasser.
Und ganz zum Schluss, da will die Lottie dann noch gelobt werden, denn sie fragt mindestens 10 x ob die Frau Huber auch ganz sicher zufrieden ist, mit der Arbeit der Lottie.
Nachdem Lottie ihre “Fetz” und Putzmittel in der großen Tasche verstaut hat, verabschiedet sie sich genau so lautstark wie sie gekommen ist und wogt die Treppen im Haus der Frau Huber abwärts.
Winkt auf der Straße nochmal und schreit, bis in 4 Wochen – damit nur ja jeder weiß, die Lottie war da.

 

Urheberrechte/© Andrea Voss

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