Die Frau Huber und der Herr Haller

frauhuber1Erinnert ihr euch noch, wer der Herr Haller ist ?
Richtig, der Uhrmacher, der die goldene Uhr vom Herrn Leo Huber wieder zum Laufen gebracht hat.
Als die Frau Huber ihn damals, nach dem Abholen der Uhr verlassen hat, hat sie dieses Schild Haller & Sohn entdeckt und sie war doch ziemlich neugierig, wo denn der Sohn des Herrn Hallers sei.
Bei ihren zwei Besuchen in der Uhrmacherwerkstatt hat sie immer nur den Herrn Haller allein angetroffen.
Und da er sie ja eingeladen hat, auf ein weiteres Tässchen Pfefferminztee, hat sie eines Nachmittags beschlossen, dem Herrn Haller einen Besuch abzustatten.
An dem Tag war das Wetter auch recht gut, kein Regen, kein Schnee, kein Glatteis und so machte sich die Frau Huber auf den Weg zum Uhrmacher Haller.
Die Tür war wieder versperrt und sie musste diesmal zwei Mal klopfen, eher der Herr Haller seine Schlüssel nahm und sie einließ.

Aber sein altes Gesicht überkam ein fröhliches Strahlen, als er sah, wer ihn da in seiner nachmittäglichen Ruhepause störte.
Er freute sich aufrichtig und bot der Frau Huber auch gleich eine Tasse Tee an.
In der Werkstatt war der Geruch des Pfefferminztees spürbar. Er hatte sich eben erst Tee, aus frischen Pfefferminzblättern aufgegossen.
Dankend nahm Frau Huber den Tee und setze sich zu Herrn Haller an den Arbeitstisch.
Erst wollte der Herr Haller wissen, ob die Uhr noch genau geht oder ob sie eine Beschwerde deswegen hätte.
Ganz erstaunt verneinte Frau Huber, sie war ja nur so vorbei gekommen um ein wenig zu plaudern, aber doch nicht um sich zu beschweren.
Die Uhr laufe ganz prima und sekundengenau. Da freute sich der Herr Haller wieder und sein Gesicht strahlte, seine Fältchen hüpften in seinem Gesicht, wenn er lächelte.
Das gefiel der Frau Huber ganz besonders.
Und nach einiger Zeit des Redens kam die Frau Huber auf das Schild über dem Eingang zu sprechen.
Da lächelte der Herr Haller wieder, nein er habe keinen Sohn, leider.
Sein Vater hat dieses Schild damals anbringen lassen, er und der Herr Haller in dem Fall der Junior, haben diese Werkstatt einige Zeit zusammen geführt. Dann ist der Vater gestorben und der Herr Haller hat das Schild nie weg genommen. Ihm wäre es wie ein Verrat an seinem Vater vorgekommen.
Alles was er kann hat er von ihm gelernt und die Werkstatt hat er auch von ihm geerbt.
Und leider hat er keinen Sohn, er hat gar keine Kinder. Seine Frau ist sehr früh verstorben und er hatte nie mehr den Mut eine neue Ehe einzugehen. Es gibt wenig Frauen, die Verständnis haben, dass ein Uhrmacher auch ein wenig mit seiner Werkstatt verheiratet ist.
So wird, wenn er mal nicht mehr ist, dieses Uhrmachergeschäft Geschichte sein.
Heute wird ja kaum noch jemand Uhrmacher, die modernen Uhren wirft man ja weg, wenn die Batterie aus ist. Und man kauft sich um ein paar Euro eine neue Uhr.
Und die hochpreisigen Markenuhren lässt man dann auch dort reparieren, wo man sie gekauft hat, in irgend so einem Nobelladen.
Die Frau Huber hat ihm zugehört ohne ihn zu unterbrechen.
Nun wusste sie, wie es zu dem Schild Haller & Sohn gekommen ist.
Ein wenig traurig hat sie schon geklungen, die Geschichte des Herrn Hallers, aber so ist das Leben nun mal.
Der Herr Haller sieht die Traurigkeit im Gesicht der Frau Huber und tätschelt ihr die Hand und meint, dass er gar nicht traurig ist, er hat alles was er braucht und solange er noch kann, wird er das kleine Geschäft noch betreiben, wobei er schon meint, dass der ganze Papier- und Rechnungskram ihm zu viel wird.
Dafür hat er jetzt seine Nichte beauftragt, die macht ihm die ganze Administration, auch fürs Finanzamt.
Es ist ja unglaublich was die von so einem kleinen Handwerker alles verlangen wollen.
Die Tochter seiner Schwester, also die Nichte Regina, die kennt sich aber gut aus und kommt einmal die Woche vorbei und schaut nach dem Rechten.
Jetzt interessiert die Frau Huber aber noch ganz was anderes brennend.
Wie heißt der Herr Haller mit Vornamen.
Der steht ja nicht auf dem Schild an der Tür.

Na was denkt ihr ?
Das erfahren wir dann in einer anderen Geschichte.
Urheberrechte © Andrea Voss

 

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