Frau Huber und der Friedhof

frauhuber1Der Mann von Litschi Huber ist vor 15 Jahren gestorben.
Ein klein wenig hat sie den Verlust immer noch nicht verwunden.
Aber warum auch ?
Sie geht einmal die Woche zum Grab ihres Mannes, der Friedhof ist nicht weit weg und Frau Huber ist ja noch sehr gut zu Fuß.
Zwar hat sie eine Gärtnerei beauftragt, die den Blumenschmuck am Grab pflegt, aber sie schaut dort trotzdem ganz gern nach dem Rechten.
Damals als der Herr Huber gestorben ist, da hat sich die Lintschi einen Klapphocker mitgenommen, damit sie ein wenig am Grab ihres Mannes sitzen kann. Inzwischen hat die Friedhofsverwaltung dort eine Bank aufgestellt. Das war fast wie ein Weihnachtsgeschenk und jetzt kann Frau Huber, wenn es das Wetter erlaubt auf dem Bankerl sitzen und ihrem Mann erzählen, was ihr so die ganze Woche widerfahren ist.
Wenn es kühl ist, dann nimmt die Frau Huber einen Sitzpolster mit, damit sie sich nicht verkühlt und wenns heiß ist, eine Flasche Wasser. Was davon dann übrig ist, bekommen die Blumen am Grab.
Sie weiß schon, dass das ein bisserl schrullig ist, wenn sie da auf ihrem Bankerl sitzt und dem Leo Huber erzählt, was ihr die Liesel im Kaffeehaus für Sachen gesagt hat.
Aber sie sagt, ihre Schrulligkeit, ist der Luxus des Alters. Ab einem gewissen Alter darf man schrullig sein.
Manchmal kommt der Herr Hans, der platonische Freund der Frau Huber, mit.
Das ist der Frau Huber aber gar nicht so recht, weil das geht den ja nichts an, was sie ihrem Mann zu erzählen hat. Dabei hat der Herr Hans auf dem Friedhof doch gar nichts verloren, dem seine verstorbene Frau liegt auf einem ganz anderen Friedhof und dort geht er fast nie hin.
Wahrscheinlich hat er seiner Frau nichts mehr zu erzählen, meint die Frau Huber und lächelt dabei verschmitzt.

Wie haltet ihr es mit den Besuchen bei euren verstorbenen Verwandten ?

Ich geb zu, ich besuche meine verstorbenen Eltern eher sehr selten, dabei bin ich sehr gerne auf Friedhöfen. Man findet dort sehr schöne Motive zum Fotografieren.

Urheberrechte/© Andrea Voss

13 Kommentare

  • teafortwo

    Meine Großeltern und mein Vater liegen auf 3 verschiedenen Friedhöfen – alles ziemlich weit voneinander entfernt… Früher war ich manchmal in Stammersdorf beim Opa, da bin ich öfter vorbeigefahren. Nachdem ich dort jetzt nicht mehr vorbeikomme, hat sich das auch aufgehört. Denken tu ich an alle oft…
    Und wenn man nicht will, dass sich die Verwandtschaft über die Wünsche hinwegsetzt, ist es das Sicherste, zu Lebzeiten seine Grabstelle zu “kaufen” oder wie immer man dazu sagt. Sich sein Platzerl zu reservieren ;)

  • Susanna

    mein Vater und Onkel liegen auf dem kleinen Friedhof, im Ort wo ich aufgewachsen bin. Obwohl ich immer wieder an die Beiden denke, hab ich kein Bedürfnis die beiden Gräber zu besuchen. Mir gibt das nichts, nur weil ich davor stehe, fühl ich mich ihnen nicht näher, als wenn ich von woanders an sie denke…
    Bei mir kommt noch dazu, dass wenn meine Mutter (die derzeit die Gärtnerei für die Pflege beauftragt), Schwester und ich nicht mehr sind, die Gräber auch verfallen, weil wir keine Nachkommen haben. Wo ich selber mal “lande”, ist sowieso ungewiss….

  • Angelika

    Das Grab von meinem Papa wurde von meiner Tante aufgelöst, er und seine Eltern sind jetzt in der Familiengruft meines Onkels bestattet worden.
    Ans Grab bin ich schon öfters gefahren, hab auch ihm einiges “erzählt”, schon sehr oft auch geweint und um Rat “gefragt”.

    In der Gruft war ich noch nicht, keine Ahnung, was mich da jetzt abhält.

    • Aber ich denke dass die neue Grabstätte deines Vaters schon mit dir und deiner Familie abgesprochen war und deine Tante das nicht im Alleingang getan hat.

      • Angelika

        Doch hat sie, konnte sie aber auch, weil wir das Doppelgrab nicht mitfinanzieren konnten und ihr vor einigen Jahren dies auch notariell bestätigen mussten. Eine Information diesbezüglich allerdings wäre nett gewesen, gab es aber nicht wirklich.

  • Seahorse

    Meine Eltern sind in Berlin beerdigt und da bin ich nur, wenn ich vor Ort bin, das ist max. 1x im Jahr. Meine Mutter hatte auch immer zu Lebzeiten gesagt, jetzt kann man mich besuchen und Blumen bringen…am Grab habe ich nichts mehr davon. Meine Freundin bringt nun immer ein paar Blümchen vorbei, wenn sie zu ihrer Mama geht. Das ist total lieb, sie sendet mir dann immer über ihre Tochter per Facebook dann das Blumenbild. Aber ich mag auch niemanden gern besuchen auf dem Friedhof. LG

  • Ich gehe nie jemanden besuchen auf Friedhöfen. Ich selbst will auch gar nicht mal dort hin, niemand soll mich dort besuchen “müssen”, weil ich denjenigen dort nicht finden kann oder könnte. Ich will mal in so einen Wald.
    LIebe Grüße Linda

    • Liebe Linda, ich sag das auch, dass mir so eine Waldbestattung sehr recht wäre, aber ob sich die Familie dann dran hält ?

      • Seahorse

        Das kann ein Problem werden, denn meine Mama wollte keine Grabstelle. Sie wollte auf eine Wiese, so anonymes Grab. Ihre Meinung habe ich ja schon beschrieben. Einer meiner Brüder wollte unbedingt ein Grab mit Grabstein usw. Nun haben wir eine Grabstelle, ich hatte deswegen lange kein Kontakt zu ihm. Wie kann man sich über den Wunsch drüber hinwegsetzen. Fazit ist außerdem, dass er sich kümmern wollte und nicht mal mehr dort in der Nähe wohnt. Nun kümmern sich mein großer Bruder. So kann es dann gehen.Also man sollte es schriftlich fixieren und beurkunden lassen, damit der letzte Wille sozusagen eingehalten wird.

        • Genau das meinte ich – sehr oft halten sich dann die Verwandten nicht an den letzten willen und setzen ihren eigenen Willen durch.
          Wir sind ja oft auf Friedhöfen, zum fotografieren und da sieht man viele ungepflegte Grabstätten, wo sich keiner der Hinterbliebenen kümmern dürfte.
          Das finde ich dann sehr traurig.

          • Man muß wohl wirklich das vorher konsequent klären mit den Kids, und das schriftlich festlegen, aber letztendlich weiß man es dann ja doch nicht …

            • Ich hab gar keine ahnung, wie sowas abläuft, wenn man in seinem Testament festgelegt aht, dass man so eine Waldbestattung haben möchte, ob sich da die Kinder oder der Ehemann trotzdem drüber hinweg setzen kann.
              So kann man sich gut vorstellen, dass es nach dem Ableben eines Menschen zu totalen Streits kommen kann, wenn der eine das will und der andere ganz was anderes.

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